Die in Belarus verhaftete SRF-Korrespondentin Luzia Tschirky ist wieder auf freiem Fuss. Sie war heute während rund drei Stunden in Polizeigewahrsam in Minsk. Nun hat das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) den belarussischen Botschafter Alexander Ganevich für ein Gespräch einbestellt.
Das EDA verurteilt die Festnahme von Tschirky. Zugleich fordert es «die Freilassung aller willkürlich inhaftierten Personen», wie es in dem Tweet vom Montagnachmittag hiess. Die Schweiz verfolge die Situation weiterhin genau.
Ohne Erklärung festgenommen
Tschirky schrieb nach der Verhaftung und Freilassung auf Twitter: «Ich war unterwegs, um mit einer Bekannten Kaffee zu trinken, als an einer Ampel ein Minibus anhielt. Männer in Masken zogen uns in den Minibus – ohne Erklärung.» Ihre Bekannte und deren Ehemann seien nach wie vor in Haft. Unklar bleibt der Grund der Verhaftung. Laut SRF hält sich Tschirky mit einer gültigen Akkreditierung in Belarus auf. Wie Tschirky in der «Tagesschau» am Montag erklärte, ist ihr Bekannter in der Zwischenzeit zu 25 Tagen Arrest verurteilt worden. Gegen die Frau des Bekannten sei noch keine Strafe ausgesprochen worden.
«Wir sind befremdet, dass unsere Korrespondentin auf offener Strasse und ohne Grund verhaftet worden ist und verurteilen dieses Vorgehen der Behörden von Belarus aufs Schärfste», liess sich der Leiter der SRF-TV-Auslandredaktion, Reto Gerber, in einer Stellungnahme auf der SRF-Internetseite am Sonntag zitieren. Man sei indes sehr erfreut, dass Tschirky nach einer Intervention durch die Schweizer Botschaft in Belarus wieder freigelassen worden sei.
Cassis war erleichtert
Das EDA hatte die Verhaftung der SRF-Frau gegenüber BLICK bestätigt. Nach der Freilassung hat sich Eda-Vorsteher Ignazio Cassis (59) zu Wort gemeldet: «Sie befindet sich in der Schweizer Botschaft. Ich bin erleichtert und danke allen, die sich für eine rasche Lösung eingesetzt haben», schreibt er auf Twitter.
Der Schweizer Botschafter in Belarus, Claude Altermatt, veröffentlichte ein Foto mit der Journalistin.
Ihr letztes Lebenszeichen vor der Verhaftung hatte Tschirky kurz vor Mittag auf Twitter abgesetzt. Am Morgen schrieb sie noch: «Guten Morgen aus Minsk! Hier schaut man heute genau nach Russland und wie die Sondereinheiten mit Demonstranten umgehen.»
Bei neuen Demonstrationen in Russland für den inhaftierten Kremlkritiker Alexej Nawalny sind bis zum Sonntagnachmittag Menschenrechtlern zufolge mehr als 2100 Menschen festgenommen worden. (SDA/sac)