Schweizer helfen Flüchtlingen auf Kos
«Sie werden einfach ihrem Schicksal überlassen»

Flüchtlings-Elend im Ferienparadies. Die Gulers betreiben auf Kos ein Hotel, sie berichten von «heillos überforderten Behörden».
Publiziert: 16.08.2015 um 14:50 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:42 Uhr
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Flüchtlinge auf Kos warten am Strand, bis die Fähre sie aufs Festland bringt.
Foto: Reuters
Von Walter Hauser und Cyrill Pinto

Sie kommen aus Syrien, aus dem Iran, aus Afghanistan. Manche legen die letzten Meter schwimmend zurück. Hunderte Flüchtlinge erreichen täglich die griechische Insel Kos. In Gummibooten stechen sie irgendwo an der türkischen Küste in See, viele Stunden später erreichen sie Kos. Über 8000 Menschen sind so bereits auf die Ferieninsel mit ihren rund 33000 Einwohnern gelangt.

Die griechischen Behörden sind überfordert, scheinen aber auch nichts zu unternehmen, um den Menschen zu helfen: Vor Ort gibt es für sie keine Unterkünfte, keine sanitären Anlagen. Essen und Trinken müssen sie selbst in den Geschäften der Stadt Kos kaufen.

Immerhin: Die Regierung in Athen entsandte am Freitag die Fähre «Eleftherios Venizelos». 2500 Menschen kann sie fassen. Zugleich soll sie die Registrierung der Gestrandeten erleichtern, während sie aufs griechische Festland gebracht werden. Vorausgesetzt, sie können das Ticket für die Überfahrt selbst bezahlen.

Mittendrin in diesem Elend: der Schweizer Dominique Wermuth (38). Seit zehn Jahren betreibt der aus Bern stammende Familienvater auf Kos eine Wassersportschule. «Die Szenen, die man hier sieht, stimmen nachdenklich», sagt er. Viele Menschen vegetierten an der Strandpromenade vor sich hin: «Sie werden ohne Hilfe ihrem Schicksal überlassen», sagt Wermuth. Deshalb hat er seinen Kleinbus mit Wasserkanistern, Lebensmitteln und Kleidern beladen: «Damit fahre ich zum Hafen und gebe die Sachen den Flüchtlingen», so Wermuth. Inselbewohner wie er und Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen organisieren medizinische Hilfe und Chemie-Toiletten, helfen mit dem Nötigsten.

Auch die Schweizer Jolanda (63) und Ueli Guler (58) leben auf der Ferieninsel. Sie betreiben hier seit Herbst vergangenen Jahres ein kleines Hotel. «Die Behörden sind heillos überfordert, trotzdem verhalten sich die Flüchtlinge uns gegenüber immer ruhig und korrekt», berichtet Guler. Dies grenze an ein Wunder: Die Verwaltung schreckte diese Woche nicht vor Gewalt zurück, um die Flüchtlinge von der Promenade zu vertreiben. Auch gestern kam es wieder zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Nicht nur vor Griechenland bleibt die Lage angespannt: Gestern meldete die italienische Küstenwache, dass vor der Mittelmeerinsel Lampedusa ein Boot mit 400 Menschen an Bord aufgebracht wurde. 40 Flüchtlinge waren erstickt – offenbar weil sie unter Deck eingesperrt waren.

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