Im letzten November fand die Polizei im US-Bundesstaat Utah vier Leichen und eine toten Hund in einem Einfamilienhaus in Mapleton südlich von Salt Lake City. Dabei handelte es sich um eine Schweizer Familie: Familienvater Timothy G.* (†45), Ehefrau Jessica G.* (†42), Tochter Samantha B.* (†15), die aus einer anderen Ehe stammt, und der gemeinsame Sohn des Paares, Alexandre G.* (†5).
Unterdessen ist klar, dass Timothy und Jessica G. alles gemeinsam planten. Familienvater Timothy G. erschoss die ganze Familie und richtete sich dann selber. Jessica G. hatte Eierstockkrebs im Endstadium und litt an Depressionen. Timothy G. war gewalttätig und litt an psychischen Störungen (BLICK berichtete).
Tod aus den Medien erfahren
Alfred Badel (45) ist der leibliche Vater von Samantha. Seit dem 10. November 2017, als die Leichen der Familie gefunden wurden, geht der Waadtländer aus Ecublens durch die Hölle. Badel erfuhr aus den Medien vom Tod seiner Tochter. «Die Waadtländer Polizei versuchte mir mit einer unterdrückten Nummer anzurufen. Ich antworte aber nie auf anonyme Telefonate», sagt der Vater der Zeitung «24 heures».
Badel hatte das Gefühl, der Boden entgleite ihm unter seinen Füssen: «Ich ging durch alle Gefühle. Traurigkeit, Wut, ich dachte auch an Selbstmord. Der Albtraum war so gross, dass ich nicht zu Hause bleiben konnte. Ich ging am nächsten Morgen wieder zur Arbeit.»
«Sie wollte Tierärztin werden»
Badel und Samanthas Mutter liessen sich im Jahr 2000 scheiden. Als Jessica G. im folgenden Jahr von ihrem neuen amerikanischen Freund schwanger wird, übernimmt Badel das Sorgerecht für seine Tochter. «Wir haben das freundschaftlich geklärt, wir wollten nicht wieder vor Gericht.»
Samantha lebt bis im Alter von 12 bei ihrem Vater. «Sie war sehr schüchtern. Ich brachte ihr Taekwondo bei. Sie liebte Tiere und wollte Tierärztin werden.» Ab 2013 lebt Samantha wieder bei ihrer Mutter. «Das Letzte, was sie mir sagte war: ‹Papa, ich möchte dich nicht wiedersehen›», sagt Badel. «Ich glaube, dass ihre Mutter sie dazu angestachelt hat.»
Anfang 2013 verliert Badel das Sorgerecht für seine Tochter. Im Zeitraum von drei Monaten stirbt sein Vater, dann seine Mutter. Badel kann nicht mehr mit seiner Tochter sprechen. «Ihre Telefonnummer wurde geändert.» Der Vater bricht in Tränen aus: «Ich wollte ihr sagen, dass ich sie über alles liebe.»
Mit Kopfschuss getötet
Die Rückführung der sterblichen Überreste von Samantha G. wird zu einem neuen Schock für den Vater des Mädchens. «Weil die US-Polizei sagte, man dürfe die Leiche nicht sehen, wurde ihre Asche zurückgeführt.» Beim EDA habe man ihm gesagt, seine Tochter habe nicht leiden müssen, weil sie mit einem Kopfschuss getötet wurde.
Weil Badel nicht Englisch spricht, muss er die Asche seiner Tochter über eine Firma im Wallis repatriieren. «Das hat 5000 Franken gekostet. Die Asche kam in einer einfachen Schachtel an. Ich musste eine richtige Urne kaufen.»
Bei der Trauerfeier am 11. Dezember liess Badel die Urne seiner Tochter in einer Kutsche mit einem schwarzen Pferd transportieren. «Samantha hätte das geliebt.» Bis heute hat Badel keine Antwort auf die Tragödie. «Weshalb haben sie meine Tochter getötet?», fragt sich der Vater immer wieder.
Die Schweizer Familie war erst im letzten Juli aus der Schweiz nach Utah gezogen. Grund: Ehemann G. wurde als Angestellter des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé in die USA versetzt.
* Namen der Redaktion bekannt