Schweizer Behörde zum tödlichen Uber-Crash in den USA
«Wir haben schon 2016 vor Unfällen gewarnt»

In den USA kam es am Sonntagabend zum ersten tödlichen Unfall mit einem selbstfahrenden Auto. Das Opfer: die zweifache Mutter Elaine Herzberg (†49). Die Schweizer Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) erklärt, warum die Tests mit selbstfahrenden Autos trotzdem gut sind.
Publiziert: 22.03.2018 um 15:42 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:35 Uhr
Dashcam-Video zeigt das Drama
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Uber-Crash in Arizona:Dashcam-Video zeigt das Drama
Johannes Hillig

Am Sonntagabend schiebt Elaine Herzberg (†49) ihr Velo über eine schlecht beleuchtete Strasse in der US-Stadt Tempe, einem Vorort von Phoenix. Zur gleichen Zeit ist ein selbstfahrender Volvo-SUV unterwegs. Ein Testfahrzeug von Uber, ausgestattet mit Sensoren und Kameras.

Am Steuer sitzt Rafaela Vasquez (44) – zur Sicherheit. Sie soll eingreifen, wenn das Computer-System versagt. Doch es nützt nichts: Der SUV prallt ungebremst in Elaine Herzberg. Die zweifache Mutter stirbt wenig später im Spital.

Nicht auf die Strasse geschaut

Nach dem Unfall macht die Polizei deutlich: Weder der Computer noch Fahrerin haben schuld! Elaine Herzberg kam aus dem Nichts. Der tödliche Crash hätte kaum verhindert werden können. Jetzt wurden die Dashcam-Aufnahmen veröffentlicht.

Im Video wird klar: Rafalea Vasquez verlässt sich auf den Computer. Kurz vor dem tödlichen Crash schaut sie immer wieder nach unten. Ist offenbar mit ihrem Handy beschäftigt. Die Strasse hat sie nicht im Blick. Erst, als der Volvo Herzberg erfasst, schreckt Vasquez auf. Doch da ist es bereits zu spät.

«Das Video ist verstörend und bricht einem das Herz», sagt Uber-Sprecherin Chelsea Kohler. «Unsere Gedanken sind bei Elaines Familie und Freunden.»

Selbstfahrende Autos erst in 10 Jahren

Der Chauffeurdienst stoppt nach dem tödlichen Unfall den Testlauf mit fahrerlosen Autos – vorerst. Klar ist: Viele Unternehmen arbeiten an den selbstfahrenden Autos. Uber ist nur einer von vielen. Tesla und Google testen, was das Zeug hält. Jeder will der Erste sein und den Markt dominieren. Auch hier in der Schweiz wird getestet. Zum Beispiel in Zürich. Auf dem Areal der Zürcher Verkehrsbetriebe testete die Stadt den Elektro-Bus «Self-e».

Mark Kipfer von der BfU. Er begrüsst die rege Entwicklung selbstfahrender Autos.
Foto: zVg

Eine erfreuliche Entwicklung, findet Marc Kipfer von der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU). «Vollautomatisierte Fahrzeuge bringen viele Vorteile. Weniger Tote und Verletzte, weniger Stau und eine bessere Ökobilanz», sagt Kipfer zu BLICK.

Aber: Die Technik sei im Moment noch nicht so weit. Der tragische Unfall in den USA, ein trauriges Beispiel. «Wir haben Ende 2016 schon vor einer Zunahme an Unfällen gewarnt. Die Technik ist komplexen Situationen noch nicht gewachsen.» Deswegen bleibe weiterhin der Mensch gefragt. Und das bestimmt noch rund zehn Jahre lang, so die Schätzung des BfU. 

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