Die philippinische Regierung ist sich sicher: Das Ferienparadies Boracay ist eine Gefahr für die Umwelt! Präsident Rodrigo Duterte bezeichnete die Insel gar als «Kloake». Um das zehn Quadratkilometer grosse Touristenmekka zu säubern, greift Duterte jetzt zu drastischen Massnahmen: Er verbannt die Touristen von April bis Oktober von der Güsel-Insel (BLICK berichtete).
Die Schliessung hat schwere Folgen für die Einheimischen. Medienberichten zufolge sind 36'000 Jobs betroffen. Es wird mit Mindereinnahmen von 56 Milliarden Pesos (umgerechnet rund 1 Milliarde Franken) gerechnet.
«Wer sich nichts zum Essen leisten kann, wird zum Dieb»
BLICK konnte mit dem Schweizer L.M.* sprechen, der seit über 28 Jahren auf Boracay lebt. Aus Angst vor der Regierung möchte er anonym bleiben. Er sagt: «Die Stimmung ist sehr bedrückt. Für die Einheimischen ist es ein Schicksalsschlag. Sie werden sechs Monate lang keinen Job und kein Einkommen haben.»
Er selbst werde über die Runden kommen. «Aber die Einheimischen werden zu kämpfen haben.» L.M. befü rchtet, dass die Kriminalitätsrate in die Höhe schnellen wird. «Wer sich nichts zu essen leisten kann, wird zum Dieb. So läuft das hier.»
Sind chinesische Investoren der wahre Grund?
Dem Schweizer zufolge wäre eine Schliessung auch nicht zwingend nötig gewesen. «So schlimm ist es nicht. Die Wasserqualität des Hauptstrands ist besser als vor fünf Jahren.» Das Abwasser sei auf der anderen Seite der Insel ins Meer gelassen worden.
Die lokalen Behörden auf Boracay klagen in den Medien darüber, dass sich der Präsident mit seinen Umweltbedenken ausschliesslich auf ihre Insel konzentriert. Ihr Verdacht: Duterte lässt die Insel schliessen, damit chinesische Investoren nun ungestört ihr geplantes Hotel und ein grosses Casino bauen können.
«Boracay wird wiederauferstehen»
L.M. will zu den Spekulationen und zum Präsidenten nichts sagen. Er sei überzeugt, dass die Insel im November wieder für die Touristen offen sei. «Dann beginnt die Hauptsaison. Boracay wird wiederauferstehen.»
Für die Einheimischen ist das nur ein schwacher Trost. Für sie wirds ein langer Leidensweg.
*Name von der Redaktion geändert