Eigentlich müssten Pierre R.* (54) und seine dominikanische Ehefrau heute im chilenischen Hafen San Antonio anlegen. Es wäre eines der 60 Traumziele auf ihrer Weltreise mit dem Kreuzfahrtschiff Costa Deliziosa gewesen. Es sollte ein Geschenk zum 25. Hochzeitstag werden. Statt an Deck des Luxusliners sitzt der Schweizer Arzt nun bei Freunden in Treviso (I) fest. Hausarrest in Italien! Grund: Pierre R. wird über Interpol gesucht (BLICK berichtete). Vom internationalen Haftbefehl allerdings hatte der Schweizer nicht die leiseste Ahnung.
«Unsere Traumreise sollte am 5. Januar in Venedig starten», erzählt Pierre R. gegenüber BLICK, «es war am Nachmittag. Wir waren am Hafen und wollten gerade einchecken.» Da habe man das Ehepaar zur Seite gezogen. «Acht Polizisten führten mich ab», erinnert sich der Kreuzfahrtpassagier, «sie waren sehr freundlich, entschuldigten sich sogar und boten mir auf dem Polizeiposten Pizza an.»
Pierre R. landet zehn Tage in U-Haft
Der Schweizer versteht die Welt nicht mehr: «In den vergangenen Jahren habe ich 15 Länder bereist, war allein sechs Mal in der Dominikanischen Republik, letztmals im Dezember 2019 als ich auch die Residenz erhielt, welche nur unbescholtene Bürger erhalten.»
Der Schweizer wird vernommen, kommt in italienische U-Haft. Erst da erfährt er: Ein Gericht in der Dominikanischen Republik habe ihn zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt wegen Immobilien-Betrug. «Das hat Interpol wohl falsch verstanden», sagt Pierre R., «ich war noch nie straffällig.»
Schweizer Arzt wird erpresst
Pierre R. investiert seit vielen Jahren in der Dominikanischen Republik und hat dort ein Ferienresort mit Wohnungen aufgebaut. «Das lockt Neider und Kriminelle», weiss der Unternehmer. Nach einer Recherche über seine Anwälte in der Karibik erfährt er, was hinter dem internationalen Haftbefehl steckt.
Begonnen hat alles 2019. «Ein skrupelloses und mehrfach vorbestraftes Paar wollte mich erpressen», erzählt Pierre R., «es erwirkte durch Bestechung und falsche Dokumente bei der Polizei eine Meldung bei der Migrationsbehörde und einen internationalen Haftbefehl bei Interpol.» Der Haftbefehl ist ein Fake. Und er wird sofort annulliert.
Vorsicht bei internationalen Haftbefehlen aus der Karibik
Knapp sechs Wochen sollte der Hausarrest gehen. Nach 30 Tagen kann Pierre R. endlich aufatmen – und darf nach Hause. «Ich finde, dass die europäischen Länder vorsichtiger sein sollten in der Beurteilung und Behandlung von Polizeimeldungen aus solchen Ländern. Sie sollten nur agieren, wenn klare richterliche Dokumente vorliegen. Ein unbescholtener Bürger dürfte nicht einfach während 40 Tagen festgehalten werden.»
Die Liebe zur Karibik lässt sich der Arzt nicht vermiesen. Die Weltreise des Ehepaares wurde zwar annulliert, das Geld ist weg. «Wir werden unseren Hochzeitstag dennoch feiern, halt unter Palmen in der Dominikanischen Republik», tröstet Pierre R. sich und seine Ehefrau.
* Namen geändert