Schweizerin vertraut auf den brasilianischen Wunderheiler
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Grüsel-Guru verhaftet:Schweizerin war 70 Mal bei Heiler João de Deus

Schweizer Anhängerin: «Dafür gibt es keine Entschuldigung»
Guru João de Deus (77) muss wegen Vergewaltigung 19 Jahre in den Knast

Der selbsternannte Wunderheiler João de Deus (77) soll über 500 Frauen sexuell missbraucht haben – darunter auch Opfer aus der Schweiz. Jetzt wurde er wegen Vergewaltigung in vier Fällen zu über 19 Jahren Gefängnis verurteilt.
Publiziert: 20.12.2019 um 17:10 Uhr
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19 Jahre und 4 Monate Gefängnis: Der brasilianische Guru João de Deus (77) hat vier Frauen vergewaltigt.
Foto: AP
Dominique Rais

Er holt Todgeweihte ins Leben zurück, macht, dass an den Rollstuhl gefesselte wieder laufen und Blinde wieder sehen können: Daran zumindest glauben die Anhänger des selbst ernannten Wunderheilers «João de Deus» (77). Abertausende – darunter viele Schweizer – pilgern jedes Jahr in sein spirituelles Spital in Abadiânia, ins Casa de Dom Inacio.

Für die einen ist es das spirituelle Zentrum, für andere jedoch der Ort des blanken Horrors. Denn hinter den Mauern des Anwesens von de Deus wurde nicht nur Hand aufgelegt: Am Donnerstag wurde der «Wunderheiler» wegen Vergewaltigung von vier Frauen zu beinahe zwei Jahrzehnten hinter Gittern verurteilt.

«Das Urteil ist ein Schock»

Über 500 Anzeigen wegen sexuellen Missbrauchs sind gegen João Teixeira de Faria, wie der Brasilianer mit bürgerlichem Namen heisst, eingegangen. Auch seine Tochter, Dalva Teixeira (50), bezichtigte ihn, sie in ihrer Kindheit sexuell missbraucht zu haben. Die Opfer des Grüsel-Gurus kommen aus der ganzen Welt: unter anderem aus Deutschland, den USA, Brasilien, Belgien – und der Schweiz.

Die Schweizerin Beatrice Wiesli (56) aus Winterthur ZH kennt João de Deus gut. Die Heilpädagogin ist seit über 15 Jahren regelmässig zu Besuch in Abadiânia, begleitet viermal pro Jahr Gruppen auf ihrer «spirituellen Reise» dorthin. Seit 2003 ist sie insgesamt über 70 Mal beim Wunderheiler gewesen. «Das Urteil ist ein Schock. Mir fehlen die Worte. Es erschüttert mich sehr. Mich lässt das nicht kalt. Das ist schrecklich für jede Frau, der das passiert ist. Dafür gibt es keine Entschuldigung», sagt Wiesli.

«João de Deus hat mich geheilt»

Für die Heilpädagogin ist es allerdings wichtig, zwischen der Person João de Deus und ihm als Volltransmedium zu unterscheiden. «Bei mir wurde myotone Muskeldystrophie diagnostiziert. Meist endet die Krankheit für die Betroffenen im Rollstuhl», sagt Wiesli, als BLICK sie vor einem Jahr traf.

«João de Deus hat mich geheilt. Die Heilung ist ein echtes Wunder», ist die gelernte Kindergärtnerin überzeugt. Umso mehr zeigte sich Wiesli damals geschockt ob der Vorwürfe gegen den Mann, der sie von ihrer genetisch vererbten Muskelkrankheit geheilt haben will.

Zukunft der Casa de Dom Inacio ungewiss

Die beiden für den Frühling 2020 geplanten Gruppen-Reise nach Abadiânia werden dennoch stattfinden. «Die Casa ist ein spiritueller Ort, ein Kraftort.» Die Zukunft der Casa de Dom Inacio in Brasilien bleibe aber vorerst ungewiss.

Ob es einen Nachfolger geben wird, ist ebenfalls unklar. Etliche weitere Verfahren in deren Fokus ähnliche Missbrauchsvorwürfe stehen, sind im Gange. Zudem wird er der Korruption und des illegalen Waffenbesitzes bezichtigt.

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