Video zeigt dicht gedrängte Menschenmassen
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Über 40 Tote in Israel:Video zeigt dicht gedrängte Menschenmassen

Dutzende sterben nach Massenpanik in Israel
«Die Handys der Toten hören nicht auf zu klingeln»

Über 40 Menschen starben am Donnerstagabend bei einer Massenpanik im israelischen Meron. Nur fünf Minuten vor der Tragödie verlässt ein 25-jähriger Schweizer den Unglücksort. «Es waren viele Schweizer Kollegen dort», sagt er zu Blick.
Publiziert: 30.04.2021 um 06:03 Uhr
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Aktualisiert: 02.05.2021 um 18:28 Uhr
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Dutzende Menschen starben am Donnerstagabend im israelischen Meron bei einer Massenpanik.
Foto: keystone-sda.ch
Célina Euchner, Martin Bruhin

Zehntausende kamen, um das jüdische Pilgerfest Lag Baomer im israelischen Meron zu feiern. Es handelte sich um die grösste öffentliche Versammlung in Israel seit Beginn der Corona-Pandemie. Auf Twitter veröffentlichte Videoaufnahmen zeigen dicht gedrängte Menschenmassen, die sich durch einen engen Korridor zwängen.

Dann brach eine Massenpanik aus. Mindestens 45 Menschen starben am Donnerstagabend – rund 150 wurden verletzt. Wie die «Jerusalem Post» berichtet, soll es sich bei vielen der Toten um Angehörige der extrem konservativen Bewegung «Toldot Aharon» handeln. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (71) sprach von einer der grössten Katastrophen des Staates Israel. Er besuchte am Freitag den Ort des Unglücks, den Trauernden bekundete er sein Beileid.

Über 40 Tote bei Massenpanik in Israel
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Tragödie an Fest Lag Baomer:Über 40 Tote bei Massenpanik in Israel

Noch Stunden nach der tödlichen Massenpanik auf dem Meron-Berg im Norden Israels sind Rettungskräfte mit der Identifizierung der Leichen beschäftigt. Immer wieder versuchen verzweifelte Angehörige, die Opfer zu erreichen. «Die Handys der Toten hören nicht auf zu klingeln», erzählt ein Sanitäter am Freitag dem Armeesender.

«Es war unglaublich voll»

Ein 25-jähriger Schweizer entkam der Tragödie knapp. «Ich ging, fünf Minuten bevor die Panik ausbrach», sagt er zu Blick. Er geht durch das Nadelöhr, das viele Menschen das Leben kostete. Eine Treppe, die derart voll war, dass Panik ausbrach. Menschen stürzen, fallen übereinander. Der 25-jährige Schweizer erinnert sich: «Es war unglaublich voll – und dann war da diese Treppe, die war schon extrem voll gepackt als ich ging.»

Als er das Gelände, auf dem das Fest gefeiert wurde, verlassen hat, erfährt er von der Panik. «Ich habe die Ambulanzen gesehen, es kamen immer mehr. Und dann sagte mir jemand, was passiert war.»

«Viele Schweizer Kollegen waren dort»

Sofort wurden die Busse, die weitere Personen auf das Gelände bringen sollte, gestoppt. «Es waren viele Schweizer Kollegen dort. Ich habe alle angerufen – allen geht es gut», sagt der 25-Jährige. Auch seine Angehörigen überleben die Massenpanik. Seines Glücks ist sich der 25-Jährige bewusst. Mit leiser Stimme sagt er noch: «Es geht mir gut.»

Ein Sprecher des Rettungsdienstes Zaka sagte im Fernsehen, vor Ort herrsche Chaos, viele Kinder seien von ihren Eltern getrennt worden. Er sprach von einer «nationalen Katastrophe». Man bemühe sich, sie wieder zusammenzuführen. «Ich bin seit mehr als 20 Jahren beim Rettungsdienst, so etwas habe ich noch nie gesehen», sagte der Sprecher. «Das sind unfassbare Zahlen.» Auch ein Sanitäter berichtete, er habe Schreckliches mitansehen müssen.

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Die Verletzten wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht, einige auch per Rettungs-Helikopter. Die Polizei sperrte Zufahrtsstrassen und räumte das Gelände. Berichten zufolge weigerten sich jedoch Hunderte Gläubige zu gehen, weil sie beten wollten. Es sei auch zu Konfrontationen gekommen. Selbst Soldaten waren im Einsatz, darunter eine Eliteeinheit der Armee. Der Polizei zufolge gab es Probleme mit dem Handyempfang, viele verzweifelte Menschen konnten Angehörige in Meron telefonisch nicht erreichen.

«Schlimme und tragische Nacht»

Nach der tödlichen Massenpanik hat die Polizei mit der Suche nach den Ursachen begonnen. Man habe erste Ermittlungen aufgenommen, sagte der für den Norden zuständige Polizeichef Schimon Lavi am Freitag vor Journalisten. «Es war eine schlimme, tragische Nacht», sagte er. «Ich trage die übergreifende Verantwortung, im Guten wie im Schlechten.» Er sei zu jeder Prüfung bereit.

Die Behörden hatten die Teilnehmerzahl eigentlich auf 10'000 begrenzt, nach Medienberichten waren aber bis zu zehnmal mehr Menschen angereist. Augenzeugen warfen der Polizei vor, sie habe Leute in das abgesperrte Areal gelassen, obwohl es schon extrem voll gewesen sei. Nach Beginn der Panik habe die Polizei dann nicht schnell genug Ausgänge auf der anderen Seite geöffnet, so die Kritik. Insgesamt waren rund 5000 Sicherheitskräfte im Einsatz.

Polizeichef Lavi sagte, die Sicherheitskräfte hätten sich sehr gründlich auf die Feier vorbereitet. «Die Sicherheit stand an erster Stelle.» Er warnte vor der Verbreitung von Fehlinformationen in sozialen Medien. Viele der Polizisten hätten Leben gerettet und sich dabei selbst in grosse Gefahr begeben, betonte er.

Suche nach Vermissten

Am Freitagmorgen begann die Identifizierung der Todesopfer. Angehörige suchten nach Medienberichten weiter nach Vermissten. Es wurde damit gerechnet, dass viele der Opfer noch im Verlauf des Tages, vor Beginn des jüdischen Ruhetages Sabbat, begraben werden.

Zehntausende strengreligiöser Juden hatten auf dem Meron-Berg den jüdischen Feiertag Lag Baomer begangen. Nach ersten Erkenntnissen begann die Massenpanik, als Menschen auf einer abschüssigen Rampe mit Metallboden und Wellblech-Trennwänden auf beiden Seiten ins Rutschen kamen. Die dicht gedrängten Feiernden fielen dann übereinander.

Dem EDA liegen derzeit keine Informationen über Schweizer Opfer vor, wie ein Pressesprecher am Freitag bestätigt. Abklärungen der Schweizer Botschaft vor Ort seien jedoch im Gange.

Jüdischer Feiertag Lag Baomer

Lag Baomer ist ein Fest, bei dem unter anderem an den jüdischen Aufstand gegen die römischen Besatzer unter Rebellenführer Bar Kochba erinnert wird. Der Aufstand war im Jahre 132 ausgebrochen und rund drei Jahre später niedergeschlagen worden. Der Überlieferung nach endete am Tag von Lag Baomer eine Epidemie, an der damals zahlreiche jüdische Religionsschüler gestorben waren. Rabbi Schimon Bar Jochai, der auch an dem Aufstand gegen die Römer beteiligt war, liegt auf dem Meron-Berg begraben. Sein Grab ist ein Wallfahrtsort, den an dem Feiertag jedes Jahr Tausende besuchen. Im vergangenen Jahr waren die Feiern wegen der Corona-Pandemie stark eingeschränkt worden, doch inzwischen sind die Infektionszahlen deutlich gesunken und die Regeln wieder gelockert.

Lag Baomer ist ein Fest, bei dem unter anderem an den jüdischen Aufstand gegen die römischen Besatzer unter Rebellenführer Bar Kochba erinnert wird. Der Aufstand war im Jahre 132 ausgebrochen und rund drei Jahre später niedergeschlagen worden. Der Überlieferung nach endete am Tag von Lag Baomer eine Epidemie, an der damals zahlreiche jüdische Religionsschüler gestorben waren. Rabbi Schimon Bar Jochai, der auch an dem Aufstand gegen die Römer beteiligt war, liegt auf dem Meron-Berg begraben. Sein Grab ist ein Wallfahrtsort, den an dem Feiertag jedes Jahr Tausende besuchen. Im vergangenen Jahr waren die Feiern wegen der Corona-Pandemie stark eingeschränkt worden, doch inzwischen sind die Infektionszahlen deutlich gesunken und die Regeln wieder gelockert.

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