Wenn sie überhaupt kommt, dann zu spät. Die Deutsche Bahn hat grosse Probleme. Seit Jahren müssen die SBB Sonderzüge bereithalten, um verspätete ICE auf der Strecke Basel–Zürich zu ersetzen. Wer von Zürich nach Deutschland rollt, muss oft genug in Basel umsteigen. Reisestress statt Bahngenuss.
Die Deutsche Bahn ist auch in der Schweiz für ihre vielen Verspätungen und Zugausfälle bekannt. Sobald dies aber auch das Schweizer Netz betrifft, hört der Spass auf. Um die Übertragung von Verspätungen aus Deutschland in die Schweiz zu minimieren, setzen die SBB ab der Grenze in Basel vermehrt eigene Züge ein. Das soll sich jetzt ändern – und zwar mithilfe der Schweiz. Die Deutschen wollen sich nun ein Beispiel an uns nehmen und so planen, wie es die Schweiz seit 20 Jahren macht.
Mehr Bahnverkehr
«Die Vernetzung stimmt, die Leistung der Deutschen Bahn aber nicht. Während bei uns der Fernverkehr immer Vorrang hat, obwohl er die meisten Verspätungen hat, verfügt die Schweiz über ein sehr gut abgestimmtes System», sagt Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (71) zum «Südkurier».
«Wenn die Schweiz immer besser wird, kommen wir nicht hinterher»
Dass die Züge in der Schweiz so pünktlich und verlässlich seien, habe aber auch seinen Preis. «Die Schweizer geben – grob gesagt – das Vierfache aus pro Person und Kilometer. Dementsprechend proper ist die Schweizer Bahn – leistungsfähig, verlässlich, sauber.» Bedeutet: Die Deutsche Bahn braucht mehr Geld. «Die Schweiz hat einen bestimmten Takt gesetzt und dort ausgebaut, wo die Verbindungen zu langsam waren. Das soll nun mit dem Deutschlandtakt auch hier kommen.»
Der Wille ist da, doch einfach so mal schnell die Deutsche Bahn auf Vordermann bringen, sei unmöglich. Das brauche Zeit. Viel Zeit. Hermann: «Bis der Deutschlandtakt läuft, werden 20 Jahre vergehen, weil viel zu lange nichts in die Infrastruktur investiert wurde. Wenn die Schweiz immer besser wird, kommen wir nicht hinterher.» (gs)