Der frühere Kommandant der bosnischen Muslime in Srebrenica, Naser Oric, ist vor einem Gericht in Bosnien angeklagt worden. Dem 48-Jährigen werden «Kriegsverbrechen an Gefangenen» vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft in Sarajevo gestern mit.
Konkret geht es um die mutmassliche Tötung dreier serbischer Kriegsgefangener im Osten Bosniens im Jahr 1992. Zusammen mit Oric wurde sein Gefolgsmann Sabahudin Muhic angeklagt.
Oric war im Juni in der Schweiz festgenommen und später nach Bosnien ausgeliefert worden. Eine Auslieferung nach Serbien wurde in der Schweiz nicht genehmigt, mit der Auslieferung nach Bosnien erklärte sich Oric einverstanden.
Im Jahr 2006 war Oric vom Internationalen Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Im Urteil hiess es, er habe im Bosnienkrieg der Jahre 1992 bis 1995 nicht genug gegen Verbrechen unternommen, die seine Truppen an Serben verübten.
Zwei Jahre später wurde Oric in einem Berufungsverfahren freigesprochen. Im Bosnienkrieg hatte Oric die bosnisch-muslimischen Truppen in Srebrenica befehligt. Nachdem die Stadt zur UNO-Enklave erklärt worden war, soll er mit seinen Männern gegen Serben in Nachbardörfern vorgegangen sein.
Gemäss einem von den serbischen Behörden ausgestellten Haftbefehl wollte er die Serben durch Einschüchterung, Folter und Mord vertreiben. Am 11. Juli 1995 wurde Srebrenica von bosnischen Serben eingenommen, die Schätzungen zufolge 8000 bosnische Muslime ermordeten. (SDA)