Mit seinem Corona-Sonderweg wurde Schwedens Staatsepidemiologe Anders Tegnell (65) international bekannt. Tegnell setzte er auf einen vergleichsweise laschen Corona-Kurs – während die Welt grösstenteils die Schotten dichtmachte, liess er fast alles offen.
Anfang März wurde bekannt, dass der umstrittene Epidemiologe zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf wechseln soll. Die schwedische Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten teilte mit, dass Tegnell künftig bei der WHO im Bereich der Corona-Impstoffverteilung tätig sein soll. «Ich arbeite seit 30 Jahren mit Impfstoffen und habe mich für internationale Themen begeistert», wurde Tegnell in der Mitteilung zitiert. «Nun werde ich die Möglichkeit haben, zu dieser umfassenden Arbeit beizutragen.» Am 14. März legte Tegnell sein Amt als Staatsepidemiologe nieder.
Doch wie «ORF» unter Bezug auf schwedische Medienberichtet, ist der Jobwechsel doch nicht so sicher, wie angekündigt. In der WHO habe die Ankündigung für «eine gewisse Verwirrung» gesorgt. Denn erstens sei das eine «interne Frage» – und zweitens existiere ein solcher Job noch gar nicht. «Wir haben ein Angebot aus Schweden erhalten. Darüber wird noch diskutiert», so eine WHO-Pressesprecherin.
Die schwedische Gesundheitsbehörde räumte den Fehler nun ein. Es habe sich bei der Ankündigung um einen Irrtum gehandelt – denn die Verhandlungen seien noch nicht abgeschlossen.
Tegnells alter Job ist schon vergeben
Laut der schwedischen Gesundheitsbehörde habe die WHO Schweden um die technische Unterstützung für eine «neu gegründete Gruppe» gebeten. Diese Gruppe soll die zwischen der WHO, dem UNO-Kinderhilfswerk (UNICEF) und der Impfallianz GAVI koordinieren. Dabei gehe es unter anderem darum, Ländern Coronavirus-Impfstoffe zur Verfügung zu stellen, die es sich nicht leisten können, diese Mittel selbst einzukaufen.
In Abstimmung mit der schwedischen Regierung habe sich die staatliche Gesundheitsbehörde entschieden, Tegnell für diese Aufgabe zu ernennen. Seinen Posten als Staatsepidemiologe und Abteilungschef habe er deshalb bereits abgegeben. Tegnell muss nun hoffen, dass die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen werden – seinen alten Job hat bereits der Infektiologe Anders Lindblom übernommen. (kin)