Bis vor wenigen Tagen alarmierten Bilder von ausgetrockneten Flüssen die Region Emilia Romagna. Wie überall in Norditalien herrscht seit bald 18 Monaten eine Rekorddürre.
Jetzt stehen weite Teile der Region im Nordosten Italiens unter Wasser. Grund: Die einstigen Rinnsale wurden über Nacht zu reissenden Flüssen. Sie sind über die Ufer gestiegen und haben das flache Land überflutet. An den Hängen verursachen die anhaltenden heftigen Regenfälle vielerorts Erdrutsche. In einzelnen Gebieten fielen bis zu 260 Milimeter.
In der Emilia Romagna herrscht Alarmstufe rot
Besonders vom Unwetter betroffen ist die Umgebung von Ravenna, wo 250 Menschen evakuiert werden mussten. In Castel Bolognese ertrank ein 80-Jähriger, als er mit dem Velo am Flussrand unterwegs war. Auch in Bologna herrscht Notstand. Hier mussten Hunderte ihre überfluteten Häuser verlassen. Die Bewohner werden angewiesen, sich in höhere Lagen oder in hastig eingerichtete Notunterkünfte zu begeben. Die Schulen sind vorsichtshalber geschlossen.
Bahnstrecken zwischen Bologna und Rimini, Bologna und Ravenna, Faenza und Ravenna sowie die Linie Ferrara-Ravenna sind teilweise überschwemmt. Der Zugverkehr wurde bis auf weiteres eingestellt. In der Emilia Romagna halten die heftigen Regenfälle an. Es herrscht noch immer Alarmstufe rot.
Mittelmeertief für Unwetter verantwortlich
Auch in anderen Regionen Italiens stürmt und giesst es in Strömen. In Genua wurden Bäume entwurzelt, Ziegel von Dächern gefegt. Ein schwerer Baumstamm schlug in ein Auto ein. Entlang der Mittelmeerküste kam es von Kalabrien bis Sizilien in der Nacht zu Schlammlawinen. Auf Capri beschädigten Blitz und Gewitter ein Hauptstromkabel. Es kam zum Blackout. Laut italienischer Wettervorhersage werden sich die Niederschläge in den kommenden Stunden legen. Ab Donnerstag ist der Spuk vorbei.
Während Italien mit dem Unwetter kämpft, ist der Regen in der Schweiz der reinste Segen. «Es macht mir richtig Freude, auf die Wetterkarte zu schauen», sagt Roger Perret (55) von Meteo News, «überall ist es grün. Die Waldbrandgefahr ist nur noch gering». Zwar prognostiziert der Zürcher Meteorologe auch für die Schweiz in den kommenden Tagen vereinzelt Gewitter und mitunter auch stärkere Regenfälle, doch es herrsche keine Unwetterlage wie in Italien, wo sich ein Mittelmeertief bildete.
«Durch die Dürre sind die ausgetrockneten Böden versiegelt. Das Wasser dringt nicht ein, sondern fliesst ab. Daher die Überflutungen», erklärt Perret gegenüber Blick. In der Schweiz jedoch seien die Regenfälle nicht so heftig gewesen und heilsamer für die Natur. Generell hält der Wetter-Experte fest, müsse auch die Schweiz weiter mit wechselhaftem Wetter rechnen. «Der Klimawandel sorgt einfach für Wetter-Extreme.»