Frankreich verhängt im Kampf gegen Corona landesweit harte Beschränkungen für vier Wochen und schliesst vorübergehend auch die Schulen. Dies kündigte Präsident Emmanuel Macron am Mittwochabend in einer Fernsehansprache an. Macron sprach von einem «Wettlauf gegen die Zeit». Von Ostersamstag an müssen im ganzen Land nicht lebensnotwendige Läden geschlossen bleiben.
Ausserdem gibt es strenge Bewegungseinschränkungen. Erstmals im laufenden Schuljahr bleiben auch die Schulen zu. Der Präsident hatte immer wieder betont, dies solange wie möglich verhindern zu wollen.
Im ganzen Land sollen nach den Osterwochenende nun die Schulen einheitlich für drei Wochen geschlossen sein. Zunächst gibt es eine Woche lang Distanzunterricht, gefolgt von zwei Wochen Frühlingsferien für alle. Bislang waren in den Regionen unterschiedliche Regelungen geplant. Im gesamten Land gelten vom Wochenende an auch Bewegungseinschränkungen - so dürfen sich die Menschen etwa für Spaziergänge oder Sport nicht weiter als zehn Kilometer von ihrer Wohnung fortbewegen.
Intensivbetten sollen aufgestockt werden
Diese Regelungen galten bereits in weiten Teilen des Landes. Im Vergleich zu den Restriktionen im vergangenen Frühjahr oder Herbst sind sie deutlich weniger strikt. Damals gab es einen Bewegungsradius von lediglich einem Kilometer. Weiterhin soll auch die abendliche Ausgangssperre ab 19 Uhr gelten. Später dürfen die Menschen nur noch mit triftigem Grund vor die Tür - einkaufen oder Spaziergänge gehören nicht dazu.
Macron sagte, man könne bei jeder Etappe der Epidemie sagen, dass Fehler begangen worden seien. «All das ist wahr. Aber ich weiss eine Sache: Wir haben durchgehalten, wir haben gelernt, und wir haben uns jedes Mal verbessert.» Unternehmen sollen künftig nun noch mehr auf Home Office setzen. Macron machte ausserdem Hoffnung auf vorsichtige Öffnungen. Mitte Mai sollen die Aussenbereiche der Gastronomie und einige Kulturstätten nach und nach wieder öffnen. Ausserdem sollen die Intensivbetten in den Spitälern von 7000 auf 10'000 aufgestockt werden.
Spitäler schlagen schon Alarm
In Frankreich war bereits seit einiger Zeit spekuliert worden, dass sich Macron wegen der angespannten Lage noch einmal an seine Landsleute wendet. Zuletzt hatte Premierminister Jean Castex mehrfach weitere Beschränkungen verkündet. Die Schulen waren in Frankreich bisher nur während des ersten strengen Lockdowns im vergangenen Frühjahr geschlossen.
Die Corona-Situation im Land hatte sich in den vergangenen Wochen noch einmal deutlich verschärft. Vor allem Spitäler im Grossraum Paris schlagen massiv Alarm, weil die Intensivstationen überfüllt sind. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100'000 Einwoher binnen einer Woche lag landesweit zuletzt bei gut 375. Deutschland hatte Frankreich vergangene Woche als Hochinzidenzgebiet eingestuft und die Einreisebestimmungen verschärft. In dem Land mit rund 67 Millionen Einwohnern starben bisher über 95 000 erkrankte Menschen.
In Frankreich gab es bisher zwei Lockdowns, sogenannte Confinements - einen im vergangenen Frühjahr und einen im Herbst. Nach dem Confinement Ende des letzten Jahres blieben Theater, Museen, Restaurants oder Bars aber weiterhin geschlossen. Teilweise gab es auch sogenannte Wochenend-Lockdowns in besonders betroffenen Regionen. Wer nun in eine Region wechseln und sich dort isolieren wolle, könne das am Osterwochenende machen, sagte Macron. (SDA)