Der staatliche Stromanbieter UNE teilte am Freitag mit, das «Defizit in der Kapazität der Stromerzeugung» werde voraussichtlich den ganzen Tag andauern. Wie viele Menschen ohne Strom waren, wurde nicht mitgeteilt. Am Donnerstag hatte es geheissen, zehn Prozent der Anschlüsse in Havanna hätten Strom.
«Ian» war am Dienstag als Hurrikan der Kategorie 3 von 5 auf seinem Weg in Richtung Florida über den Westen Kubas hinweggefegt. Er verursachte Überschwemmungen, grosse Schäden und laut Regierung mindestens drei Todesfälle. Das volle Ausmass der Zerstörung war noch unklar. Zunächst fiel der Strom in den betroffenen Gebieten aus, auch in der Millionenstadt Havanna. Am Dienstagabend (Ortszeit) kam es zum landesweiten Ausfall.
Für viele Menschen bedeutete das auch, dass sie bei tropischer Hitze kein fliessendes Wasser hatten, da dafür elektrische Pumpen benutzt werden. Die wenigen Essensvorräte der Menschen drohten zu verderben - in dem sozialistischen Karibikstaat mit rund elf Millionen Einwohnern herrscht Lebensmittelknappheit.
Die Stromversorgung in Kuba war schon vor dem Sturm äusserst unzuverlässig. Die Infrastruktur war in schlechtem Zustand, es kam zu häufigen Ausfällen. Laut Berichten und Videos in sozialen Medien gab es am Donnerstag mehrere kleine Proteste, unter anderem in mehreren Gegenden Havannas. Daraufhin fiel auch der Internetzugang über mobile Daten vom Abend (Ortszeit) bis in die Nacht hinein aus.
Häufige Stromausfälle waren ein Auslöser für Demonstrationen gegen die Regierung am 11. Juli 2021 - den wohl grössten seit der kubanischen Revolution von 1959. Hunderte Teilnehmer wurden zu Haftstrafen von bis zu mehr als 25 Jahren verurteilt.
(SDA)