Noch ist Donald Trump (74) der Präsident der USA. Bislang hat er den Wahlsieg seines Kontrahenten Joe Biden (77) nicht anerkannt. Seine Niederlage will er offenbar aber nicht tatenlos hinnehmen. Kurz nachdem klar war, dass Biden der nächste Präsident werden wird, feuerte Trump seinen Verteidigungsminister Mark Esper (56).
Kommissarisch hat das Amt nun Christopher Miller (55) übernommen. Miller war bisher Direktor des Nationalen Antiterror-Zentrums. Die Entlassung von Esper kam für viele nicht überraschend. Seit dem Sommer hatte es Spannungen zwischen dem Präsidenten und dem Pentagon-Chef gegeben.
Doch das Stühlerücken im Pentagon geht weiter. Stabschefin Jen Stewart (52) und die hochrangigen Mitarbeiter James Anderson und Joseph Kernan haben ihren Platz geräumt, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Ob Anderson und Kernan aus freien Stücken zurückgetreten sind oder entlassen wurden, ist bislang unklar.
Anthony Tata bezeichnete Barack Obama als «Terroristenführer»
Klar ist dagegen: Trump holt Anthony Tata (61) ins Pentagon. Er soll künftig die Strategieplanung des Ministeriums leiten. Im Sommer war die Nominierung des 61-Jährigen für einen Spitzenposten im Pentagon wegen islamfeindlicher Tweets und anderer kontroverser Äusserungen gescheitert. So behauptete Tata zum Beispiel, dass der ehemalige Präsident Barack Obama (59) ein Muslim und ein «Terroristenführer» sei. Oder er verbreitete auf Twitter die Verschwörungstheorie, dass der Ex-CIA-Chef John Brennan (65) ein Attentat auf Trump planen würde.
Neben Tata zieht auch Kash Patel ins Pentagon. Er wird Stabschef von Miller. Patel und Tata gelten beide als Loyalisten von Donald Trump. Was hat der amtierende US-Präsident also vor? Ein Zufall dürfte es kaum sein, dass kurz nach der Wahlniederlage das Verteidigungsministerium umgekrempelt wird. Lästige Mitarbeiter werden durch Trump-Anhänger ausgetauscht. Aber warum?
Trump sieht das Pentagon als Feind
Möglicherweise will er es damit seinem Nachfolger Joe Biden besonders schwer machen. Denn: Die personellen Veränderungen bremsen den Übergangsprozess von der Regierung Trump zur zukünftigen Regierung Biden.
Und nicht nur das: Offenbar führt Trump gerade einen persönlichen Rachefeldzug gegen einzelne Pentagon-Mitarbeiter. Hohe Verwaltungsbeamte, die lieber anonym bleiben wollen, berichten gegenüber der «Washington Post», dass Trump das «Pentagon als Führer des Widerstands gegen seine Agenda» sieht. Daher werden weitere Entlassungen und Neubesetzungen erwartet. (jmh)