Kaum ist etwas Gras über den letzten Skandal der Schweizer Vertretung in Venezuela gewachsen, zettelt eine Diplomatin in Caracas den nächsten Streit an. Die Botschafterin, Sabine Ulmann, nervt sich über Golfbälle, die in ihrem Privatgarten in einem Edelquartier der Hauptstadt landen. Laut Nachrichtenagentur Reuters liess sie deshalb ein Warnplakat am Zaun aufhängen. Verbunden mit der Botschaft an die Golfer: «Wenn Golfbälle, die auf das Gelände geschlagen werden, jemanden verletzen oder töten, ist dies ein Verstoss gegen das Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen.»
Nach Ansicht der Botschafterin besagt das Abkommen, dass auch ihre Privatwohnung auf Schweizer Territorium liegt. Beim venezolanischen Golfverband sorgt das Plakat für «enorme Verwunderung». Die Offiziellen teilten in einem Statement mit, dass sie den Hinweis für eine «seltsame Überreaktion» hielten.
Das EDA in Bern wurde erst durch BLICK auf Ulmanns Warnplakat aufmerksam. Eine Sprecherin erklärt: «Wir wussten nichts von dem Konflikt. Das Plakat ist mittlerweile abgehängt worden.»
Auch der Interpretation der Botschafterin bezüglich des Wiener Abkommens widerspricht das EDA. Privatresidenz und Botschaftsgelände seien seit Jahren nicht mehr automatisch Schweizer Territorium. Sie stehen nur unter dem Schutz der jeweiligen Regierungen.
Zum aktuellen Fall sagt die Sprecherin: «Auch steht nirgends, dass sich der Schutz auf Golfbälle bezieht.»
Das Plakat ist nicht der erste undiplomatische Schweizer Akt in Venezuela. Im März 2014 wurde die Trennung des damaligen Botschafters Markus-Alexander Antonietti von seiner einheimischen Freundin Julia Delgado zum öffentlichen Rosenkrieg. Höhepunkt: eine Anti-Gewalt-Demo der Ex-Freundin. Direkt vor der Botschaft – und mit diversen TV-Teams.