Schon «MbS»Opa liess gern Köpfe rollen
Eine mörderische Familie

Abd Al-Aziz Ibn Saud war Grossmeister in Sachen Enthauptung. Trotzdem schaffte es der Grossvater von «MbS» vom Wüstenbewohner zum Staatsgründer Saudi-Arabiens. Seine Regierungstaktik prägt das Land bis heute.
Publiziert: 25.10.2018 um 01:58 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2018 um 06:51 Uhr
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Vom Beduinen zum König: Staatsgründer Abd al-Aziz Ibn Saud (5.v.r.) 1911 mit Brüdern und Söhnen.
Foto: Getty Images

Raffgierig, blutrünstig, Analphabet. Einen idealen Herrscher stellt man sich so wohl nicht vor. Die Briten verhalfen Abd Al-Aziz Ibn Saud (1876–1953) kurz vor dem 1. Weltkrieg mit Geld- und Waffengeschenken trotzdem zur Macht. Der Beduine mit seinen Kamelkriegern kam ihnen weniger gefährlich vor als die politische Konkurrenz auf der arabischen Halbinsel.

18 verfeindeten Stammesfürsten will er höchstpersönlich den Kopf abgehackt haben – das war aber erst der Anfang: Bis zur Gründung Saudi-Arabiens 1932 gingen schon 40'000 Enthauptungen auf sein Konto. So schildert es der 2012 verstorbene Journalist und Regimekritiker Said Aburish in seinem Buch «Der märchenhafte Aufstieg und Verfall des Hauses Saud».

Sex, Drogen, Religion

Seine restliche Zeit verbrachte der politische Aufsteiger Saud offenbar mit Sex und Drogen. Mindestens 17 Ehefrauen und 300 Sex-Sklavinnen soll er gehabt haben, Leibärzte versorgten ihn mit Aphrodisiaka. Den Wahabismus, eine rigide Auslegung des Islams, auf die sich auch die Terrormiliz IS und Al Kaida berufen, machte er trotzdem zur Staatsreligion. Denn: Dessen Gründer hatte bereits mit den Vorfahren des Staatsgründers eine Art Loyalitätsvertrag geschlossen.

Ein echter Politiker wurde Saud nie. Bis zu seinem Tod gab es keine einzige richtige Regierung mit Ministern. Sauds Glück war aber, dass 1938 riesige Erdölfelder entdeckt wurden – Bodenschätze, auf denen der Reichtum Saudi-Arabiens gründet und von denen heute bis zu 7000 Prinzen der Königsfamilie ein komfortables Leben führen.

Sauds Söhne wagten im Gegensatz zum Staatsgründer politisch deutlich mehr, waren dabei jedoch nicht weniger blutrünstig. Seit 2015 ist Salman bin Abdulaziz Al Saud (82) König und Premierminister von Saudi-Arabien. Sein Königreich sieht er vom IS, der auf irakischem Gebiet bis an die Staatsgrenze vorgerückt ist, und vom Erzrivalen Iran bedroht. Weil ihn dessen starker Einfluss auf das syrische Regime ärgert, unterstützt Salman die Rebellen in Syrien.

In Riad gibt es den «Kopf-ab-Platz»

Und noch an anderer Front beteiligt sich Saudi-Arabien willig am Schlachtfeld: Seit drei Jahren führt eine Militärallianz unter Führung von Kronprinz Mohammed bin Salman (33), dem Enkel von Staatsgründer Saud, Krieg im Jemen. Dort tobt ein Bürgerkrieg, seit die vom Iran unterstützten schiitischen Huthi-Rebellen weite Teile des Landes überrannten. Die Vereinten Nationen sprechen von der schlimmsten humanitären Katastrophe der Welt, bald könnte die Hungersnot 14 Millionen Menschen betreffen. Doch der saudischen Herrscherfamilie ist das herzlich egal, solange sie den Erzrivalen Iran in Schach halten können.

Um zu sehen, dass sich die Methoden im Hause Saud nicht geändert haben, muss man allerdings nicht mal über die Landesgrenzen hinausblicken. Noch immer kann man in Saudi-Arabien zum Beispiel wegen Hexerei oder Abfall vom islamischen Glauben enthauptet werden. Der Al-Safah-Platz in Riad wird darum auch der «Kopf-ab-Platz» genannt: Dort werden noch immer so viele Menschen öffentlich enthauptet, dass das Königreich schon Henker per Online-Anzeige suchen musste. (kin)

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