Schon elf Tote nach TGV-Unglück
Wieso waren Kinder im Testzug?

Beim bisher schwersten Unglück eines französischen Hochgeschwindigkeitszugs TGV sind gestern nahe Strassburg mindestens elf Menschen getötet worden. Entgegen den Bestimmungen waren bei der Testfahrt möglicherweise mehrere Kinder von Bahnmitarbeitern an Bord.
Publiziert: 15.11.2015 um 17:51 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:24 Uhr
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Ein schweres Zug-Unglück hat Frankreich heute Nachmittag erschüttert.
Foto: Reuters

Ein verletzter Passagier sei im Spital gestorben, sagte Alexandre Chevrier von der Staatsanwaltschaft Strassburg gemäss der Zeitung «Derniéres Nouvelles d'Alsace». Es gebe zudem eine grosse Zahl von Verletzten. Die staatliche Bahngesellschaft SNCF hatte zuvor von zehn Tote und 37 Verletzten gesprochen.

Unter einem der umgestürzten Wagen habe sich eine Kinderleiche befunden, sagten Rettungskräfte. Ein SNCF-Sprecher SNCF bestätigte, dass es unter den Verletzten Kinder gab. Mit dem Unglückszug waren nach offiziellen Angaben rund 50 Techniker und Bahnmitarbeiter auf einer Testfahrt unterwegs.

Die Anwesenheit von Kindern im Testzug gab Rätsel auf: Die interne Untersuchung werde zeigen, welche «Begleitpersonen» in dem Zug waren und «unter welchen Umständen es ihnen gestattet wurde einzusteigen», sagte SNCF-Chef Guillaume Pepy. «So etwas wird von der SNCF nicht hingenommen, ein Testzug ist ein Testzug.»

Sicherheitssysteme bei Testfahrt nicht aktiv

Der Unfall sei ein «schwerer Schock». Es sei das erste tödliche Unglück mit einem TGV, seit die Schnellzüge 1981 ihren Dienst aufnahmen. Der Bahnchef betonte, dass sich ein solcher Unfall im Normalbetrieb nicht ereignen könne - es gebe automatische Sicherheitssysteme, die bei Testfahrten nicht aktiv seien.

Der Zug war gestern gegen 15 Uhr im Elsass auf einer neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke unweit der Gemeinde Eckwersheim entgleist. Zwei Triebwagen und sechs Waggons stürzten von einer Brücke in den Rhein-Marne-Kanal.

Die Lokomotive lag auf der Böschung. An den Rettungsarbeiten, die heute fortgesetzt wurden, beteiligten sich rund hundert Einsatzkräfte der Gendarmerie, des Zivilschutzes und Taucher.

Die genaue Ursache des Unglücks blieb zunächst unklar. Die Behörden gingen aber von überhöhter Geschwindigkeit aus. Aus Ermittlerkreisen hiess es, das Tempo habe zum Unglückszeitpunkt bei 350 Kilometern pro Stunde gelegen. Die Gewerkschaft Sud Rail sagte, der TGV sei für «Tests bei zu hohem Tempo» eingesetzt worden.

Unglück hängt nicht mit Anschlägen in Paris zusammen

Die SNCF leitete eine Untersuchung und betonte gleichzeitig, es gebe keinerlei Hinweise auf einen Zusammenhang mit den Anschlägen in Paris vom Freitagabend.

Der Unfall ereignete sich auf dem letzten Abschnitt einer neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke, die Paris mit Strassburg verbindet. Auf der Strecke werden derzeit Testfahrten abgehalten.

Ein grosser Teil der Strecke wird schon von Passagierzügen befahren, in Teilen Lothringens und im Elsass müssen die TGVs aber noch auf älteren Gleisen fahren und das Tempo drosseln. Das betrifft auch die TGV-Schnellzüge, die von Paris über Strassburg im internationalen Zugverkehr nach Deutschland fahren.

Fahrzeit eine halbe Stunde weniger

Das letzte, rund 100 Kilometer lange Teilstück soll im April 2016 für den Personenverkehr freigegeben werden. Die Fahrzeit zwischen Paris und Strassburg verringert sich dann um eine halbe Stunde auf rund eine Stunde und 50 Minuten.

Das TGV-Unglück erinnert an den schweren Unfall eines Transrapid am 22. September 2006. Auf der Teststrecke für die Magnetschwebebahn im deutschen Lathen war der Zug mit Tempo 170 auf einen Werkstattwagen geprallt. 23 Menschen starben, 11 wurden zum Teil schwer verletzt.

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