Er warne davor, «in einen ständigen Überbietungswettbewerb einzusteigen, wenn es um Waffensysteme geht», sagte Scholz dem «Tagesspiegel» (Sonntagsausgabe) mit Blick auf Forderungen, der Ukraine nun auch Kampfjets zu liefern. «Wenn, kaum dass eine Entscheidung getroffen ist, in Deutschland die nächste Debatte beginnt, wirkt das wenig seriös und erschüttert das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in staatliche Entscheidungen.»
Nach der Zusage von Deutschland und weiteren westlichen Ländern, der Ukraine Kampfpanzer zu liefern, hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Mittwoch unter anderem Kampfflugzeuge erbeten. Die Bundesregierung lehnt dies ab.
Er müsse als Bundeskanzler «alles dafür tun, dass aus dem Krieg Russlands gegen die Ukraine kein Krieg wird zwischen Russland und der Nato», sagte Scholz dem «Tagesspiegel». Diesen gebe es nicht, und er werde «eine solche Eskalation nicht zulassen. Darin sind wir uns in der Bundesregierung völlig einig, auch die Aussenministerin sieht das so».
Aussenministerin Annalena Baerbock hatte am Dienstag im Europarat mit Blick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zum Zusammenhalt der westlichen Verbündeten aufgerufen. Dabei sagte sie auf Englisch: «Wir führen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander.» Das Auswärtige Amt relativierte Baerbocks Aussage später gegenüber der «Bild»-Zeitung und stellte klar, die Ukraine dabei zu unterstützen, ihr Selbstverteidigungsrecht auszuüben, mache Deutschland «nicht zu einer Konfliktpartei».
Scholz kündigte in dem «Tagesspiegel»-Interview an, dass er auch weiterhin versuchen werde, in direkten Gesprächen auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin einzuwirken. «Ich werde auch wieder mit Putin telefonieren - weil es nötig ist, dass miteinander gesprochen wird», sagte er. «Es ist an Putin, Truppen aus der Ukraine zurückzuziehen und diesen furchtbaren unsinnigen Krieg zu beenden, der schon Hunderttausenden das Leben gekostet hat.»
Putin mache in den Telefonaten immer wieder deutlich, dass er «sich Teile seines Nachbarlandes mit Gewalt einverleiben» wolle, was «unakzeptabel» sei, sagte Scholz. «Manchmal ist es auch um konkrete Fragen des Gefangenenaustauschs, der Getreideexporte aus der Ukraine und des Atomkraftwerks Saporischschja gegangen.» Entscheidend sei aber die Frage: «Wie kommt die Welt aus dieser schrecklichen Lage heraus?» Die Voraussetzung dafür sei «der Rückzug russischer Truppen» aus der Ukraine.
(SDA)