Überraschung! SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (58) soll neuer Bundesgesundheitsminister werden. Das teilte die SPD am Montag in Berlin mit.
Der Bundestagsabgeordnete und regelmässige Talkshow-Gast gilt als fachlich kompetent. In der Corona-Pandemie gehört der Epidemiologe zu einer der lautesten Stimmen – und liegt mit seinen Prognosen oft richtig.
Die Schweiz kritisierte Lauterbach, im vergangenen Jahr unter anderem für die Öffnung der Skipisten, während Bayern und Österreich dichtmachten. Die Schweiz habe verpasst, sich auf die zweite Welle vorzubereiten, kritisierte er in einem Interview mit Blick: «Soweit ich das verfolge, hat nicht viel Vorbereitung stattgefunden. Man hat etwa keine Konzepte für Schulen vorbereitet, Intensivkapazitäten in Spitälern nicht ausreichend ausgebaut und die Bevölkerung nicht gewarnt.»
Am Mittwoch soll Neu-Kanzler Olaf Scholz (63) vereidigt werden. Weil er versprochen hatte, dass seine Regierung mindestens aus so vielen Frauen wie Männern bestehen soll, wartete er mit den Nominierungen seiner Leute am längsten. Das hat knapp geklappt: von den 16 Ministerinnen und Ministern sind nun je acht Frauen und acht Männer. Mit ihm selbst an der Spitze besteht seine Regierung aus neun Männern und acht Frauen.
Die Liste der SPD-Ministerinnen und Minister:
Klara Geywitz (45)
Bau
Sie hatte gemeinsam mit Scholz 2019 für den Parteivorsitz kandidiert. Nun soll sich Geywitz um das neugeschaffene Bauministerium kümmern. Das Ziel der Ampelkoalition: 400'000 neue Wohnungen pro Jahr.
Nancy Faeser (51)
Innen
Die Juristin aus Hessen wird Deutschlands erste Innenministerin.
Karl Lauterbach (58)
Gesundheit
Früher war der Rheinländer für seine auffälligen Fliegen bekannt. In der Corona-Pandemie lief der Epidemiologe, der in Harvard studiert hat, zur Höchstform auf: Kaum eine Woche verging ohne einen Talkshow-Auftritt, auf Twitter teilte er unermüdlich neue Erkenntnisse.
Hubertus Heil (49)
Arbeit
Er bleibt. Sein Amt hatte Heil bereits in der GroKo inne.
Svenja Schulze (53)
Entwicklung
Auch sie bleibt – wechselt aber das Ressort. In der GroKo verantwortete Schulze das Umweltministerium, das nun den Grünen zufiel.
Christine Lambrecht (56)
Verteidigung
Die Juristin führte zuletzt in einer Doppelrolle sowohl das Justiz-, als auch das Familienministerium. Nun wird sie nach Ursula von der Leyen und zuletzt Annegret Kramp-Karrenbauer die dritte Frau in Folge an der Spitze des Verteidigungsministeriums.
Wolfgang Schmidt (51)
Kanzleramt
Scholz wichtigster Vertrauter wird erwartungsgemäss «Minister für besondere Aufgaben» oder kurz: Kanzleramtschef. Er ist als fleissiger Twitterer bekannt – hier dürfte er sich künftig etwas zurücknehmen.
Das sind die restlichen Ministerinnen und Minister der neuen Regierung
Grüne
Robert Habeck (52)
Wirtschaft und Klimaschutz / Vizekanzler
Nachdem Habeck seiner Co-Parteichefin die Kanzlerkandidatur überlassen musste, bekommt er nun als Vizekanzler den Vorzug. Das wichtigste Projekt seines neuen Superministeriums: 80 Prozent des Stroms in Deutschland sollen aus Wind und Sonne hergestellt werden.
Annalena Baerbock (40)
Aussenministerin
Die glücklose Kanzlerkandidatin ist hat ihr Wunschressort bekommen und wird die erste Aussenministerin Deutschlands. Mehrfach hat sie bereits angekündigt, dass sie gegenüber den autoritären Regimes in Moskau und Peking eine härtere Linie fahren will.
Cem Özdemir (55)
Ernährung und Landwirtschaft
Der frühere Grünen-Chef stammt aus einer Gastarbeiterfamilie, ist Vegetarier und gehört zum Realo-Flügel der Partei. Wurde auch als Aussenminister gehandelt. Das wäre interessant geworden: für Türkeis Staatspräsident Erdogan ist er ein rotes Tuch.
Anne Spiegel (40)
Familienministerin
Kümmerte sich schon als Ministerin in Rheinland-Pfalz um das Ressort. Als Spitzenkandidatin in Rheinland-Pfalz verdoppelte sie 2021 das Wahlergebnis der Grünen.
Steffi Lemke (53)
Umweltministerin
Die Diplomagraringenieurin gründete die Grünen 1990 mit. Als einzige Ministerin in Scholz' Kabinett stammt sie aus Ostdeutschland.
FDP
Christian Lindner (42)
Finanzminister
Konkurrierte mit Habeck um das wichtige Finanzministerium und gilt als der unerfahrenste «Kassenwart» Deutschlands. Auf ihn warten zahlreiche Konflikte: Die Finanzierung für viele Wunschprojekte der Ampel-Koalition gilt als noch nicht geklärt.
Marco Buschmann (44)
Justiz
Der promovierte Jurist gilt als Super-Gehirn der FDP. Als Bundestagsabgeordneter kümmerte sich Buschmann leidenschaftlich um den Schutz der Bürgerrechte und engagierte sich etwa gegen Netzsperren und Vorratsdatenspeicherung.
Volker Wissing (51)
Verkehr und Digitales
Ein Überraschungskandidat – erwartet wurde, dass sich die Grünen das Verkehrsministerium schnappen. Der ehemalige Richter war zuletzt FDP-Generalsekretär und hat als Hobby Weinbau.
Bettina Stark-Watzinger (53)
Bildungsministerin
Die Diplom-Volkswirtin ist die einzige FDP-Ministerin. Aufgewachsen in einer Handwerker-Familie will sie den starken Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg entkoppeln.