Schock-Studie in Deutschland
Über 2200 Missbrauchsfälle in evangelischer Kirche

Alarmierendes Studienergebnis in Deutschland. In der Evangelischen Kirche gab es zwischen 1945 und 2014 über 1200 Missbrauchsfälle.
Publiziert: 25.01.2024 um 14:08 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2024 um 16:42 Uhr
Dunkle Wolken über dem Kreuz auf einer evangelischen Kirche in Niedersachsen.
Foto: JULIAN STRATENSCHULTE

Eine Studie zu sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Diakonie hat für die vergangenen Jahrzehnte mindestens 1259 Beschuldigte dokumentiert.

Die am Donnerstag in Hannover vorgestellte Untersuchung unabhängiger Wissenschaftler spricht von der «Spitze des Eisbergs». Die ermittelten Fallzahlen von 2225 Betroffenen basieren auf Akten der Landeskirchen und der Diakonie, ausserdem flossen den Landeskirchen und diakonischen Werken bekannte Fälle ein.

2020 wurde die Studie initiiert. Ziel war, evangelische Strukturen zu analysieren, die Gewalt und Machtmissbrauch begünstigen. Die Wissenschaftler konnten nicht die Personalakten aller Pfarrer und Diakone auswerten, sondern in erster Linie Disziplinarakten. Die Studie wurde mit 3,6 Millionen Euro finanziert. Als Dachorganisation von 20 Landeskirchen vertritt die EKD deutschlandweit 19,2 Millionen evangelische Christinnen und Christen.

Fast 40'000 Personalakten ausgewertet

Die Fallzahlen sind nicht direkt vergleichbar mit den Ergebnissen einer Studie zu sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche, die 2018 veröffentlicht wurde. Nach der Auswertung von fast 40'000 Personalakten aus der Zeit zwischen 1945 und 2014 wurden 1670 katholische Priester und Diakone beschuldigt, denen 3677 Kinder und Jugendliche als Betroffene zugeordnet werden konnten. Damals betonten die Wissenschaftler, dass die Zahl «eine untere Schätzgrösse» sei.

Die Forum-Studie nahm alle Beschäftigten im evangelischen Leben in den Blick, auch Heimerzieher, Kirchenmusiker oder ehrenamtliche Jugendleiter. Erwartet wird, dass sich weitere Betroffene melden.

Deutschland ist ein gemischt-konfessionelles Land, mit einem historisch überwiegend protestantischen Norden und Osten und einem katholischen Süden und Westen. Der katholischen Kirche gehörten zuletzt 24,8 Prozent der Bevölkerung an, den evangelischen Kirchen der EKD 23 Prozent. Die grösste Gruppe in Deutschland sind mittlerweile die Nichtkonfessionellen, vor allem im vormals kommunistischen Osten. (SDA)

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