Es ist ein grausiges Mahnmal für die Gefahren in den höchsten Bergen der Welt: Ueli Steck (39) und sein Expeditionspartner David Göttler (37) haben im Himalaya möglicherweise die Leichen von zwei mehr als 16 Jahren vermissten Amerikanern gefunden, wie BBC berichtet. Der damals weltbekannte Extrembergsteiger Alex Lowe (†40) und sein Kameramann David Bridges (†29) starben im Oktober 1999 in einer Lawine aus Schnee und Eis. Lowe hatte geplant, vom Gipfel aus auf den Skiern abzufahren.
Bei ihren Vorbereitungen für die Durchsteigung einer neuen Direktroute in der Südwand des Shishapangma (8027 M. ü.m) stiessen Steck und Göttler auf die sterblichen Überreste der beiden Bergsteigern. Die Leichen werden langsam vom blauen Eis freigegeben.
David Göttler beschrieb in einem Telefongespräch mit Conrad Anker, einem überlebenden Expeditionsteilnehmer von 1999, die Ausrüstungsgegenstände der toten Bergsteiger. Anker heiratete zwei Jahre nach dem Unglück Jennifer, die Witwe von Lowe, und adoptierte dessen Söhne.
Die Fundstücke würden zweifellos zu Alex und David gehören, schreibt das Ehepaar Anker auf der Homepage der Alex-Lowe-Stiftung, einer Hilfsorganisation zu Ehren des verstorbenen Kletterers. «Sie sind in der Vergangenheit eingefroren», schreibt Jennifer. «Conrad, die Kinder und ich werden zum Shishapangma pilgern. Es ist Zeit, Alex zur Ruhe zu betten.»
Es sei bezeichnend, dass David und Alex 16 Jahre, 6 Monate und 22 Tage nach ihrem Verschwinden von zwei Profi-Bergsteigern gefunden worden seien. «Sie sind aus demselben Holz geschnitzt wie ich und Alex», sagte Anker zum Magazin «Outside». Die Nachricht erreichte das Paar in Nepal, wo derzeit ein Kletterzentrum der Lowe-Stiftung zur Ausbildung der einheimischen Bevölkerung ausgebaut wird.
Steck und Göttler fanden die Leichen drei Tage nachdem sich am Shishapangma ein neues Unglück ereignete: Der Schweizer Patrik M.* und der Australier John J.* starben in einer Gletscherspalte am einzigen 8000er, der ganz auf tibetischem Gebiet liegt. Die beiden waren Mitglieder der vom Schweizer Veranstalter «Kari Kobler und Partner» organisierten Expedition.Kobler und Partner nehmen zum Unglück auf ihrer Hompage Stellung:
«Plötzlich stürzte die Schneebrücke ein und riss einen Teilnehmer mit. Dieser wiederum riss die gesamte Seilschaft mit. Die Seilschaft stürzte rund 25 Meter tief und rutschte noch weitere etwa 8 Meter in die sehr enge V-Spalte. Der Bergführer kam, kopfüber im Schnee und Eis feststeckend, wieder zu Bewusstsein. Nach einer weiteren Phase von Bewusstlosigkeit konnte er sich in eine aufrechte Position bewegen und auch seinen Kopf vom Schnee befreien. Zu diesem Zeitpunkt konnte er erstmals die anderen zwei Bergsteiger sehen, die reglos im Seil hingen. Eine etwas später aufsteigende Seilschaft konnte, obwohl kein Sichtkontakt bestand, ein Seil hinunterlassen, in das sich der Bergführer einhängen konnte. Er wurde dann mit vereinten Kräften von den weiteren Expeditionsmitgliedern und den begleitenden Sherpas aus der Spalte geborgen.»