Schmutziges Edelmetall aus dem Kongo
Schweizer Unternehmen profitierte vom Konflikt-Gold

US-Medien bestätigen einen SonntagsBlick-Bericht über illegalen Goldhandel. Eine Firma aus Greifensee verteidigt sich.
Publiziert: 21.10.2018 um 10:39 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2018 um 10:41 Uhr
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Recherchen einer US-Initiative belegen: Konfliktgold gelangte auch zu Sony, GE und Mettler-Toledo in Greifensee ZH.
Foto: AFP
Cyrill Pinto

Im Osten der Demokratischen Republik Kongo herrscht Bürgerkrieg – und doch wird hier tonnenweise Gold gefördert.

Ende August berichtete SonntagsBlick, wie dieses sogenannte Konfliktgold nach Uganda geschmuggelt wird und, ebenfalls illegal, per Flugzeug nach Dubai gelangt. Von dort erreicht es schliesslich den internationalen Goldmarkt – in dem die Schweiz eine gewichtige Rolle spielt. Bis zu 70 Prozent des weltweit geförderten Edelmetalls werden hier raffiniert und an Schmuckhändler, Banken oder Industriebetriebe verkauft.

Diese Woche hat die investigative Onlineplattform The Sentry (der Wächter) weitere Handelswege des schmutzigen Goldes aufgedeckt, über die der Ostkongo und die Schweiz in Verbindung stehen.

283 Unternehmen

Die US-Rechercheure kommen zum Schluss, dass der Belgier Alain Goetz ­einer der zentralen Akteure ist, die nach Uganda geschmuggeltes Kongo-Gold raffinieren und nach Dubai schaffen.
SonntagsBlick liegt eine Liste von 283 Unternehmen vor, die Goetz-Gold bezogen haben. Dazu gehören Weltfirmen wie Amazon, General Electric und Sony – aber auch das Schweizer Unternehmen Mettler-Toledo, Hersteller von Präzi­sionswaagen mit Sitz in Greifensee ZH.

Weil das Unternehmen auch in den USA operiert und an der New Yorker Börse zugelassen ist, untersteht es der dortigen Börsenaufsicht. Und die sieht strenge Regeln für Firmen im Umgang mit Rohstoffen aus der Demokratischen Republik Kongo vor. Gegenüber den amerikanischen Prüfern nannte Mettler-Toledo eine Goetz-Firma in Dubai als einen ihrer Goldlieferanten.
Die Waagenfirma gibt an, nur eine kleine Anzahl von Zulieferern elektronischer Teile habe möglicherweise Goetz-Gold verwendet. «Wir haben inzwischen jeden dieser Zulieferer kontaktiert und angewiesen, die Zusammenarbeit einzustellen.» Man beziehe selbst kein Gold von Goetz, teilt das Unternehmen mit.

Sechs Millionen Tote imBürgerkrieg

Laut Sentry-Recherchen bezieht Goetz sein Gold von zwei regionalen Händlern, die auch schon in Uno-Berichten als Käufer von Konfliktgold genannt wurden. Sie sind vor allem in der Provinz Nord-Kivu aktiv und kaufen das Gold der dortigen Minen auf.

Der auf Uganda spezia­lisierte US-Autor Sasha Lezh­nev fordert deshalb eine vertiefte Untersuchung: «Der Uno-Sicherheitsrat, die EU und die ­Vereinigten Staaten sollen die Vorwürfe prüfen und allenfalls die beteiligten Raffinerien und Händler sanktionieren.»

SonntagsBlick hatte im August die Verbindungen zwischen Goetz und einem Händler in der Nachbarprovinz Ituri aufgedeckt, der wegen illegalen Goldhandels auf der Sanktionsliste der Uno und des Staatssek­retariats für Wirtschaft (Seco) steht. Die Sanktionen sollen verhindern, dass der Bürgerkrieg im Kongo durch den Goldverkauf weiter angeheizt wird.
Seit 1997 fielen dem Konflikt fünf bis sechs Millionen Menschen zum Opfer.

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