Schmuddelfilm will Musliminnen befreien
Ein Porno mit Tiefgang?

Zwei US-Pornoproduzenten haben einen Erotikstreifen gedreht, der der Unterdrückung von Frauen im Mittleren Osten entgegenwirken will. Ein fragwürdiges Unterfangen.
Publiziert: 05.08.2015 um 21:52 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 03:42 Uhr
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Die verschleierte Domina soll das gängige Rollenbild infrage stellen, so die Intention der Produzenten. Gelingen tut das nicht wirklich.
Foto: PornFidelity

Mit dem Film «Women in the Middle East» («Frauen im Mittleren Osten») wollen die US-amerikanischen Produzenten Kelly und Ryan Madison die Zuschauer aufrütteln. Der Streifen, der heute erschienen ist, soll mit seinen feministischen, sozialkritischen Untertönen zum Nachdenken anregen, Stereotype infrage stellen, Konventionen aufbrechen. Doch nicht in Form eines Dokumentarfilms, wie man jetzt denken mag – sondern als Hardcore-Porno.

Im Trailer ist eine Frau zu sehen, die in schwarzem Tanga, Netzstrümpfen und Stiefeln einen Mann an der Leine führt. Ihr Gesicht ist verhüllt durch einen Nikab, nur die stark geschminkten Augen sind zu sehen. Orientalische Musik ist zu hören, die Schritte der beiden auf dem sandig-steinigen Weg. Er führt zu einem Beduinenzelt, wo die Handlung schliesslich ihren Lauf nimmt.

Schleier sei Symbol für Menschenrechts-Verletzungen

Während sich die Kurzbeschreibung des Films auf dem Erotikportal «PornFidelity» ganz auf diese nicht-jugendfreien Szenen des Streifens konzentriert, wird gleich zu Beginn des Trailers auf die tiefere Botschaft des hochaufgelösten Sex-Streifens verwiesen: «Für eine Frau aus dem Mittleren Osten ist sich zu verhüllen nicht nur ein Weg, die sexuelle Freiheit zu unterdrücken, es ist ein Symbol für all die Menschenrechts-Verletzungen an diesen Frauen, wie Vergewaltigung und häusliche Gewalt. Zieht den Schleier ab!», steht in schmaler weisser Schrift auf schwarzem Hintergrund.

«Ich dachte, ich könnte ein bisschen von meinem Feminismus in dieses Video stecken», sagt Produzentin Kelly Madison, früher selbst als Porno-Darstellerin tätig, zum Newsportal «mic.com». Der Schleier sei für sie ein Symbol der Unterdrückung. Indem in ihrem Porno – zumindest in gewissen Szenen – nicht der Mann der Unterdrücker ist, sondern die Frau, sollen Stereotype untergraben werden.

Experten kritisieren die Idee

Das ist aus Sicht von Experten, die sich etwas vertiefter mit der Materie befassen, völliger Quatsch. Faegheh Shirazi ist Professorin an der Uni Texas und hat sich im Rahmen einer Studie mit der Rolle des Schleiers in den populären Kulturen beschäftigt. Es handle sich um einen westlichen Mythos, dass der Schleier für Unterdrückung stehe, sagt sie zu «mic.com». «Sieht jemand eine verschleierte Frau als Opfer, kann jemand anderes eine andere Perspektive einnehmen und sie als eine starke Frau sehen, die ihre Sexualität nicht in der Öffentlichkeit zeigen will und sich stolz ein gutes Beispiel einer muslimischen Feministin nennt», sagt Shirazi.

Die Pornoproduzenten nehmens locker. «Es ist nicht so, als hätte ich gross recherchiert. Aber ein bisschen», sagt Kelly Madison in einem Interview mit «Vice». Und schiebt nach: «Ich meine, hey, es ist ein Porno!»

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