Im Schlamm versunkene Autos, bis ins Meer mitgerissene Busse, Schutt und Verwüstung in den Strassen: Heftige Unwetter haben in den frühen Morgenstunden des Samstags im Norden der italienischen Mittelmeerinsel Ischia Überschwemmungen, Chaos und Zerstörung angerichtet.
«Es ist eine Tragödie», sagte der Chef des Zivilschutzes. Seine Behörde warnte am Freitag vor Stürmen und Unwettern in der süditalienischen Region Kampanien, zu der die bei Touristen beliebte Insel Ischia gehört. Auch am Sonntag geht die Suche nach Vermissten weiter.
Feuerwehr hatten die Leiche eines kleinen Mädchens gefunden. Bereits am Samstag stiessen die Rettungskräfte auf eine tote Frau um die 30 Jahre. Neun Menschen gelten damit noch als vermisst. Einsatzkräfte haben nun ein drittes Todesopfer bestätigt. Die Leiche der Frau wurde im nördlichen Küstenort Casamicciola entdeckt, erklärte die zuständige Präfektur in Neapel am Sonntagnachmittag.
Feuerwehr rettet Menschen aus Auto
Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni (45) dankte den Rettungskräften für ihren Einsatz, wie ihr Amtssitz in Rom mitteilte. Sie stehe in Kontakt mit den Behörden vor Ort.
Die Feuerwehr rettete nach eigenen Angaben zwei Menschen aus einem Auto, das ins Meer gerissen wurde. Sie war insgesamt mit 70 Kräften im Einsatz. Wegen des tobenden Unwetters hatten die Rettungskräfte nach eigener Aussage Mühe, die Menschen auf der Insel zu erreichen.
«Die Situation ist sehr kompliziert», sagte Innenminister Matteo Piantedosi (59) am Mikrofon des TV-Senders Rainews24. Möglicherweise seien Menschen unter dem Schlamm eingeschlossen, erklärte er weiter.
Militär schickte Hubschrauber
Die Behörden schickten von Neapel aus Spezialisten, Fahrzeuge und weitere Verstärkung nach Ischia. Das Militär entsandte Hubschrauber zur Unterstützung. Rund 200 Bewohner sollten laut Piantedosi aus ihren Häusern evakuiert werden. Über Stunden konnten viele im betroffenen Teil der Insel ihre Wohnungen nicht verlassen.
Die Verwaltung wies die Menschen dazu an. Viele hatten keinen Strom mehr. Schulen, Friedhöfe und Parks blieben ohnehin am Samstag geschlossen. Das hatte Ischias Bürgermeister Enzo Ferrandino bereits am Freitag wegen der Unwetter-Warnung angeordnet.
Auslandsschweizerin auf Ischia: «Es ist schrecklich»
Nives Maria Codara ist gebürtige Zürcherin und seit beinahe 20 Jahren Reiseführerin auf der beliebten Ferieninsel. «Es ist schrecklich», meint sie im Gespräch mit Blick. Zwar sei das Haus von ihr und ihrem Mann in Forio verschont geblieben. «Im Dorf sind viele Mauern eingestürzt, die einzige Hauptstrasse ist aktuell gesperrt. Ein Grossteil hat keinen Strom.»
Bei einer Freundin, die in der Region Celario wohnt, habe das Unwetter den ganzen Garten weggespült. Ein Video zeigt das Ausmass der Zerstörung. «Die Grosseltern mussten aus dem Erdgeschoss in den oberen Stock evakuiert werden.» Ihre Freundin selbst sei aktuell nicht auf der Insel – und komme aufgrund der rauen See auch nicht mehr vom Festland zurück. «Zum Glück haben sie genug Essen und Wasser im Haus für ein paar Tage.» (chs/bab/SDA)