«Ein Sieg in Aleppo wäre ein bedeutender Schritt zur Beendigung des Bürgerkriegs», liess der syrische Staatspräsident Bashar al-Assad gestern verlauten. Seit fast sechs Jahren tobt der blutige Krieg im Land und hat sich in dieser Zeit zu einem vertrackten Regionalkonflikt ausgewachsen.
Die geteilte Stadt Aleppo ist besonders umkämpft. Doch in den letzten drei Wochen haben die Assad-Truppen in Ost-Aleppo mit einer gross angelegten Bodenoffensive substanzielle Gebietsgewinne verzeichnen können (siehe Grafik).
Regime kontrolliert 80 Prozent der Stadt
Am Mittwoch erreichten die Streitkräfte des Regimes einen wichtigen Sieg: Die Rebellengruppen mussten sich aus grossen Teilen der Altstadt, dem historischen Herzen von Aleppo, zurückziehen. Im Zentrum der Altstadt steht die bekannte Zitadelle, die nun unter die Kontrolle von Assads Truppen geraten ist. Insgesamt sind bereits fast 80 Prozent von Ost-Aleppo – seit 2012 eine Rebellenhochburg – in die Hände des Regimes gefallen.
Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bezeichnete die unter der Kontrolle der Rebellen verbliebenen Viertel als «überfüllt» – viele Menschen seien zusammen mit dem Rückzug der Rebellengruppen dorthin geflüchtet.
Hoffnungszeichen?
Einige der Rebellengruppen baten deshalb um einen sofortigen Waffenstillstand für humanitäre Zwecke. Denn im belagerten Ost-Aleppo herrscht akuter Mangel an Nahrungsmitteln, Trinkwasser und medizinischer Versorgung.
Assad ging zunächst nicht darauf ein. Syriens Regime ist überzeugt, die verbleibenden Rebellen innerhalb weniger Tage vertreiben zu können.
Gestern kam jedoch ein Hoffnungszeichen aus Hamburg. Der russische Aussenminister Sergej Lawrow sagte beim Treffen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), dass die syrische Armee ihre Angriffe in Aleppo unterbrochen habe, um etwa 8000 Zivilisten aus der Stadt zu bringen.
Morgen sollen sich zudem russische und amerikanische Experten in Genf Treffen, um ein Abkommen mit einer Lösung für Ost-Aleppo fertigzustellen.
Die Kämpfe in der nordsyrischen Stadt gingen nach Informationen von Aktivisten trotzdem weiter. (pfc)