Schimon Peres (1923–2016)
Seine geheime Mission in Zürich

2014 begeisterte der israelische Politiker sein Publikum in der Schweiz.
Publiziert: 29.09.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 23:19 Uhr
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Schimon Peres (1923 - 2016)
Foto: Dukas
Guido Felder

Israel trägt Trauer. In der Nacht auf gestern ist der frühere Staatspräsident Schimon Peres gestorben. Er hatte am 13. September einen Schlaganfall erlitten und war ins künstliche Koma versetzt worden. Peres war unter anderem zweimal Ministerpräsident, Aussenminister und von 2007 bis 2014 Staatspräsident von Israel. 1994 wurde er mit dem Friedensnobelpreis geehrt.

Noch mit 91 kämpfte er für eine bessere Welt und sprach am 7. Dezember 2014 im Hotel Marriott in Zürich über seine Friedensvisionen. Er kam auf Einladung der Organisation Keren Hajessod Schweiz, welche humanitäre Projekte in Israel und der Diaspora finanziert. Präsidentin Carole-Maud Hofmann (38) sagte gestern zu BLICK: «Dass Schimon Peres unseren jährlichen Anlass besucht, war immer unser Traum. Endlich hatte es geklappt! Das war für uns eine freudige Überraschung.»

Polizei, private Sicherheitsleute und israelische Security sicherten das Luxushaus, und der Besuch war nicht gross kommu­niziert worden. «Wir hielten ihn aus Sicherheitsgründen bewusst unter dem Radar», so Hofmann.

Die 580 geladenen Gäste im Marriot empfingen Peres mit stehendem Applaus. «Es ist unglaublich, wie liebevoll und in­spirierend der Mann war», sagt Carole-Maud Hofmann. «Er hat immer nach Visionen gesucht. Dank ihm wurde Israel zu einer Start-up-Nation.» Auch sein charmanter Humor beeindruckte die Zürcherin: «Als ich ihm im Interview auf der Bühne sagte, ich könnte ihm stundenlang zuhören, entgegnete er, dass er immer meinem Lächeln zusehen könnte.»

Armut verantwortlich für Terrorismus

In seiner Rede im Marriott setzte sich Peres einmal mehr für Frieden mit den Palästinensern ein. Anerkannte Grenzen sollten beiden Sicherheit bieten. Peres bezeichnete Armut als einen der Gründe für Terrorismus. Schon lange klaffe nicht mehr zwischen linken und rechten politischen Kräften ein Graben, vielmehr gebe es einen digitalen Graben zwischen jenen, die über Hightech verfügten, und allen anderen.

Schimon Peres galt weltweit als grosser Hoffnungsträger für einen Frieden im Nahen Osten. Er kämpfte für eine Zwei-Staaten-Lösung: «Ein jüdischer Staat mit dem Namen Israel an der Seite eines arabischen Staates namens Palästina, die sich nicht bekämpfen, sondern Seite an Seite in Freundschaft und Zusammenarbeit leben.»

1994 war Peres Aussenminister von Israel und wurde für seine Friedensbemühungen mit dem Friedensnobelpreis aus­gezeichnet, gemeinsam mit dem damaligen israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin und dem Chef der Pa­lästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Jassir Arafat.

Vom Sohn eines Holzhändlers, zum Gründervater Israels

Schimon Peres wurde 1923 als Sohn eines Holzhändlers im damaligen Ostpolen unter dem Namen Szymon Perski geboren. Im Jahr 1934 wanderte er nach Palästina aus und gehörte damit zur Generation der Gründerväter Israels.

In Berlin würdigte der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck vor allem Peres’ Bereitschaft zur Versöhnung: «Trotz der Gräueltaten, die Deutsche an seiner Familie und an seinem Volk während des Holocausts verübten, reichte Schimon Peres uns die Hand.» Auch Bundesrat Didier Burkhalter reagierte mit «aufrichtiger Traurigkeit».

Carole-Maud Hofmann trauert ebenfalls. Besonders ein Zitat hat es ihr angetan: «Er sagte, dass sich immer mehr politische Leader vom Volk weg bewegten, statt für ihr Volk da zu sein.» Und sie ergänzt: «Schimon Peres war sicher keiner von denen.»

Das Begräbnis wird am Freitag um 11 Uhr Schweizer Zeit in Jerusalem auf dem Friedhof Herzl-Berg stattfinden.

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