In Italien tobte ein heftiges Unwetter. Am Montag legte eine Schlechtwetterfront mit Starkregen und Sturmböen praktisch das ganz Land lahm. Es gibt mehrere Todesopfer. Vom Südtirol bis nach Neapel wurden Schäden gemeldet. Viele Schulen blieben geschlossen. Landesweit zählte die Feuerwehr rund 7000 Einsätze seit Beginn der Unwetter.
Schwer getroffen wurde Venedig. Die Lagunenstadt meldete eine der schlimmsten Überschwemmungen der jüngeren Geschichte. Der Wasserpegel stieg in der Altstadt auf 156 Zentimeter. Mehr als 70 Prozent der Altstadt standen zwischenzeitlich unter Wasser. In einem Ausstellungshaus hat das Hochwasser zwei Gemälde des spanischen Künstlers Joan Miró beschädigt. Die beiden Werke wurden umgehend zur Restaurierung in ein Atelier gebracht.
Touristen waten durch das Hochwasser
Bürgermeister Luigi Brugnaro rief die Bewohner auf, zu Hause zu bleiben. Der Markusplatz konnte nicht mehr trockenen Fusses überquert werden. Die extra für solche Situationen gebauten Holzstege reichten nicht mehr aus, um die Trockenheit der Passanten zu gewähren. Der Platz wurde bis auf Weiteres gesperrt. Trotzdem wollte sich viele Besucher die touristischen Schätze der Stadt nicht entgehen lasssen. Dafür waren sie bereit, durch knietiefes Wasser zu waten. Auch einige Restaurants in der Umgebung blieben offen.
Es war erst das sechste Mal, dass ein Hochwasser in Venedig die 1.50-Meter-Marke überschritt. In der Stadt wurden Erinnerungen an die verheerenden Überschwemmungen im November 1966 wach, als der Pegel auf 194 Zentimeter anstieg. Damals starben in der Stadt drei Personen.
Berlusconi-Sohn betroffen
Auch die Region Ligurien ist stark betroffen. Die Häfen mussten deswegen geschlossen werden und die Schiffe vor der Küste auf ein Ende des Sturms warten. Das teilte der Regionalpräsident Giovanni Totti am Montagabend in Genua mit.
Acht bis zehn Meter hohe Wellen brachen sich an der ligurischen Küste, wie die Nachrichtenagentur Ansa meldete. Im Küstenort Rapallo, rund 30 Kilometer südöstlich von Genua, riss der Sturm mehrere Luxusjachten aus ihren Vertäuungen und liess sie aufs Ufer krachen.
Wie die Zeitung «Corriere della Sera» schreibt, wurde auch die Jacht von Pier Silvio Berlusconi, dem Sohn des ehemaligen Premierministers Silvio Berlusconi, beschädigt. Die 37-Meter-Luxusjacht «Suegno» soll zwischen 5 und 6 Millionen Euro gekostet.
In Ligurien blieben 22'000 Haushalte vorübergehend ohne Strom. Ebenso 23'000 Bewohner der nordöstlichen Region Friaul-Julisch Venetien, an der Grenze zu Slowenien.
Auto-Terminal wurde zum Autofriedhof
Auch der internationale Flughafen Cristoforo Colombo in Genua war am Dienstagmorgen dicht. Alle Flüge seien gestrichen worden, meldete Ansa.
Im Hafen von Savona westlich von Genua wurde das Auto-Terminal überflutet. Nach einem Kurzschluss in zwei Lagerhallen brach Feuer aus. Einige Hundert Autos - viele von ihnen Maseratis -, die für den Export in den Nahen Osten bestimmt waren, seien zerstört worden, meldete Ansa. Der berühmte Küstenort Portofino war nur noch über das Meer erreichbar. Die einzige Strasse, die der Küste entlang in das Dorf führt, wurde von heftigen Wellen zerstört.
Umstürzende Bäume, herabfallendes Fassadenteil
Insgesamt zwölf Menschen kamen bei dem Unwetter landesweit ums Leben. In St. Martin in Thurn in Südtirol wurde am Montagabend ein freiwilliger Feuerwehrmann von einem Baum erschlagen. Ebenfalls von einem Baum erschlagen wurde der Student Davide N.* (†21) in Neapel.
Am Dienstag wurden die Leichen einer Frau in Dimaro, diejenige eines Matrosen in Catanzaro und eine weitere eines 63-jährigen Mannes in Marignano gefunden. Letzterer wurde beim Kitesurfen von starken Winden erfasst und gegen die Felsen geschleudert, schreibt «Repubblica». Eine 88-jährige Frau wurde in der ligurischen Hafenstadt Savona durch ein herabfallendes Fassadenteil erschlagen.
Die Bahnstrecke zum Brennerpass war am Dienstagmorgen unterbrochen, die Brennerautobahn nur einspurig befahrbar. In Dimaro in der Provinz Trient trat ein Wildbach über die Ufer, 200 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. (SDA/hah)
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