«Sobald ich die Augen schliesse, beginnt der Krieg»
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Schauspieler kämpft an Front:«Sobald ich nachts die Augen schliesse, beginnt der Krieg»

Schauspieler Viktor Storozhenko (31) kämpft an der Front
«Schon mein vierter Schuss hat Russen getötet»

Viktor Storozhenko (31) ist Schauspieler aus Sewastopol (Krim). Seit Kriegsbeginn kämpft er als Soldat bei der ukrainischen Nationalgarde. Alles, was er vor dem Krieg übers Kämpfen wusste, lernte er von Youtube.
Publiziert: 24.08.2022 um 09:29 Uhr
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Aktualisiert: 24.08.2022 um 14:12 Uhr
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Viktor Storozhenko (31) hat bis zum Kriegsausbruch als Schauspieler gearbeitet.
Foto: ZVG
Olha Petriv

Ich bin nicht in die Hölle gegangen, aber die Hölle kam in unser Land. Ich bin ein Soldat der Nationalgarde der Ukraine. Genau wie damals im Zweiten Weltkrieg gehen auch jetzt wieder viele an die Front. Es spielt keine Rolle, welchen Beruf man davor ausgeübt hat. Alles, was zählt, ist der Wille, das Land zu verteidigen.

Zuerst half ich meiner Familie bei der Ausreise. Wir haben einen dreijährigen Sohn, und meine Frau ist wieder schwanger. Danach wollte ich in die Streitkräfte eintreten. Mein Problem ist: Ich habe eine sogenannte «weisse Karte» – ein Dokument, das mich von der Militärdienstpflicht befreit. Deshalb habe ich mich dem Freiwilligen-Bataillon angeschlossen.

Alles steht in Flammen

Ich kämpfte in der Nähe der Stadt Rubischne, dann in Sewerodonezk, dann in Lyssytschansk (alle in der Region Luhansk). Jetzt sind wir in der Nähe von Sajzewe (Region Donezk). Der Kampf hier tobt ohne Ende. Russland wendet die Taktik der verbrannten Erde an. Alles steht in Flammen. Vor dem Krieg war ich Humanist und Vegetarier. Doch wie könnte ich unter diesen Umständen über Menschlichkeit oder Vegetarismus sprechen?

Während der Schlacht hat unser Kommandant mir und einem Kameraden mitten im Gefecht zugerufen: «Freunde, ihr müsst eine Heldentat vollbringen. Ihr müsst aus einem Mörser schiessen!» Wir hatten das noch nie gemacht. Wie ein Mörser funktioniert, das wussten wir nur aus Youtube-Videos. «Ihr habt keine Wahl. Hier ist ein Mörser. Fangt an», sagte man uns. Schon unser vierter Schuss traf eine Stellung der Russen. Die Soldaten dort starben.

Im Kopf ist Krieg

Kurz darauf wurde ich selbst bei einem Angriff verletzt und zurück nach Kiew gebracht. Die Wunden sind schnell verheilt, aber ich kann trotzdem kaum schlafen. Ich schliesse die Augen, dann beginnt in meinem Kopf der Krieg. Ich fange an zu zittern und wache wieder auf.

Es ist wichtig, den Krieg bald zu beenden und den Tag des Siegs zu feiern. Das wird der wichtigste Feiertag für die Ukraine sein.

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