Scharia in Somalia
Hier wird ein Ehebrecher gesteinigt

Fotograf Farah Abdi Warsameh erzählt, warum er die grausame Steinigung in Bildern festhielt.
Publiziert: 15.02.2010 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:25 Uhr

Eine Szene, wie sie letztes Jahr in Somalia öfters vorkam: Ein Mann, bis auf Brusthöhe in die Erde eingegraben – vor ihm eine Horde Männer, mit Steinen bewaffnet.

Dann fliegen die weissen, scharfkantigen Brocken. Gegen seinen Kopf, seine Brust. Der Mann fällt nach vorn. Selbst als sein lebloser Körper aus dem Erdloch gezogen wird, schmeissen einzelne Männer noch Steine nach dem Toten.

Das Vergehen: Mohamed Abukar Ibrahim (48) soll Ehebruch begangen haben. Laut den Regeln der Scharia wird er dafür gesteinigt – im Namen des Islam. Es sind die gleichen Regeln, die islamische Fundamentalisten in ganz Europa einführen wollen.

Die Bilder aus Afgoye in Süd-Somalia schockieren. Warum hat Farah Abdi Warsameh (37) die grausame Szene fotografiert?

«Weil ich der Welt zeigen wollte, was in meinem Land passiert, das seit 20 Jahren in Bürgerkrieg und Anarchie versinkt», sagt Fotograf Warsameh der «BILD am Sonntag».

Die Fanatiker der Gruppe «Hizb Al-Islam» luden ihn an den Schauplatz ein. Da wusste Warsahmeh noch nicht, worum es geht. «Das viele Blut, die Schreie, meine eigene Hilflosigkeit – all diese Eindrücke haben sich tief in mein Gehirn gegraben. Ich werde sie mein Leben lang nie vergessen.»

Für die Bilder wurde der Fotograf mit dem World Press-Photopreis geehrt (2. Preis, Allgemeine News). Warsameh hofft, dass seine Fotos den internationalen Druck auf Somalia erhöhen – für einen Wandel. Und noch etwas ist ihm wichtig: «Der Preis ist eine Anerkennung für alle Journalisten in Somalia, die Tag für Tag für ihre Arbeit ihr Leben riskieren.»

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