Scharfes Sex-Projekt eines Ehepaars in den USA
Freie Liebe immer werktags

Die amerikanische Journalistin Robin Rinaldi machte nach 17 Jahren Ehe mit ihrem Mann einen Deal: Sie darf fremdgehen, wie es ihr passt. Über die Eheauszeit schrieb sie ein Buch — «Mein wildes Jahr».
Publiziert: 15.05.2015 um 10:18 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 03:47 Uhr
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Sie wollte Kinder – oder mehr Liebhaber: Robin Rinaldi.
Foto: John Chapple
Von Christiane Binder

Sie sind ein attraktives Paar. Sie mit lustigen Grübchen, er hat als Anfangsfünfziger noch volles Haar. Sie leben in bürgerlichen Verhältnissen in San Francisco (USA). Der Gatte, Scott Mansfield, ist Bauer und produziert kalifornischen Wein. 17 Jahre lang führten er und die Journalistin Robin Rinaldi (50) bis 2008 eine leidliche Ehe. Ihre Sex-Frequenz von einmal pro Woche schien nicht ungebührlich.

Doch ein Problem bekamen sie nie in den Griff: Sie wollte Kinder, er partout nicht. Als er sich 2008 sterilisieren liess, fing sie an zu rechnen. Wie viele Sexpartner hatte sie vor der Ehe gehabt? Nur vier. Ungenügend, fand sie. Im Buch schreibt sie: «Ich will nicht ins Grab sinken ohne Kinder, aber mit nur vier Liebhabern. Wenn das eine nicht geht, will ich das andere.»

Wochenend-Ehe

Sie traf mit ihrem Mann eine Übereinkunft: Ein Jahr darf jeder sexuell treiben, was ihm beliebt, immerhin penibel getimt: Freie Liebe während der Arbeitswoche. Ehe am Samstag und Sonntag – aber bitte keine Fragen, keine Kommentare. Sie nannte es «Projekt». Eine Fortbildung.

«In diesem Jahr lernte ich mehr als in 15 Jahren Selbsthilfe, Therapie und Darüber­reden», sagt Rinaldi jetzt im Interview mit BLICK – um zehn Erfahrungen mit Männern, zwei mit Frauen und einen Dreier reicher. Sie habe ganz neue Aspekte von sich selbst wahrgenommen. Etwa «meine fürsorgliche Seite, meine wilde Seite, meine Zuversicht und mein Vertrauen».

Neue Wonnen

Dabei verlief der Beginn, wie es zu erwarten war. Der erste Mann, den sie über ein Onlineportal kennengelernt hatte, ein 40-jähriger Anwalt, kippte sie beim zweiten Date auf alle viere und nahm sie von hinten. Nach zweimaligem Vollzug ging er. Sie fühlte sich «satt».

Schnell lernte sie die Vorzüge jüngerer Männer schätzen, vor allem aber die Wonnen ­einer Praxis, die viele Geschlechtsgenossinnen lieber meiden: die Fellatio. Es gefiel ihr, die Penisse (O-Ton Buch) «zu meistern, zu beobachten, wie sie wachsen und hart werden, und den Rändern ihrer warmen Architektur am Dach meiner Mundhöhle nachzuspüren.» Dabei vergass sie den Gatten keineswegs. Dass ihr erst diese «Erweiterung der Ehe» die Distanz ermöglichte, die ihr erlaubte, «meinen Mann als den zu sehen, der er ist, und nicht den, in den ich ihn ummodeln wollte».

Das Aus nach der Auszeit

Dann war das Jahr vorbei, mehrere Monate gingen in beschaulichem Ehegeplätscher mit Scott ins Land. Dann kam, ganz plötzlich, ein E-Mail von einem ihrer Männer aus dem wilden Jahr. Sie trafen sich, hatten wieder Sex – und verliebten sich unsterblich.

Es kam, wie es kommen musste, das ist jedenfalls die Erfahrung von Paartherapeut Klaus Heer. Der Schweizer Experte, dessen Beruf es ist, Beziehungen auf ihre Alltagstauglichkeit zu prüfen, hält die Eheauszeit als Modell für die Eherettung für einen «Holzweg». «Solche Spiele mit dem Feuer, geraten leicht ausser Kontrolle». Derlei Geschichten hält er fast schon für langweilig, da zu alltäglich.

Neue Monogamie

Robin Rinaldi hatte den Vorteil, dass sie Journalistin ist und auch weniger spektakuläre Erlebnisse gut in Worte kleiden kann. Das Projekt wurde zum Buch, begleitet vom ausdrücklichen Wohlwollen des Ehemanns – nicht mit Happy End für die Ehe, aber einer insgesamt glückhaften Wendung. Robin und ihr Neuer zogen zusammen, mit bestem Gewissen, denn Gatte Scott hatte sich seinerseits getröstet. Gegenüber BLICK schwärmt Robin: «Er hat eine tolle neue Partnerin, die ich sehr mag und die gut zu ihm passt.»

Robin Rinaldi lebt seit fünf Jahren mit ihrer einstigen Projekt-Nummer zusammen, «monogam», wie sie betont. Denn das sei im Endeffekt halt doch «ihre natürlichere Wesensart».

Facts übers Fremdgehen

Ewiges Thema: 1972 heizte das Buch «Open Marriage» («Offene Ehe») von Nena und George O’Neill in den USA einen Streit zwischen Befürwortern und Gegnern der Monogamie an.

Schweizer Verhältnisse: 1999 widmete sich die Schweizerin Julia Onken in ihrem Buch «Die Kirschen in Nachbars Garten» dem Thema Seitensprung. Für die Recherche befragte sie 1000 Schweizerinnen und Schweizer. 64 Prozent der Befragten gaben an, sie lebten nicht monogam.

Zahlbare Affären: 2015 sind Seitensprungportale wie Ashley Madison (Slogan: «Leisten Sie sich eine Affäre») leicht zugänglich, anonym und preiswert. Das Portal hat etwa 14 Millionen Mitglieder in 22 Ländern. In der Schweiz suchen derzeit über 160 000 Mitglieder zwischen 18 und 72 Jahren aus allen Gesellschaftsschichten, die überwiegende Mehrheit männlich, ­einen Fremdgeh-Partner. Laut Aussage von Ashley Madison ist die Schweiz einer der stärksten Märkte weltweit.

Ungesunde Affären: Eine Studie des Instituts für Psychologie an der Universität Göttingen (D) untersuchte die gesundheitlichen Folgen für die betrogenen Opfer von Seitensprüngen. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Affäre ein Ausrutscher oder ein längeres Verhältnis war. Fast zwei Drittel der Befragten, Männer wie Frauen, klagten über Schlafstörungen, Albträume und Konzentrationssprobleme sowie posttraumatische Störungen wie Depressionen, Bauchweh, Schwitzen oder Herzrasen.

Stress bei Fremdgehen: Eine italienische Studie kam zum Ergebnis, dass auch die aktiven Fremdgänger gesundheitlich nicht ungeschoren davonkommen. Männer, die eine Doppelbeziehung unterhielten, litten häufiger an Migräne und zeigten eine erhöhte Neigung zu Arterienverkalkung. Grund: der Stress durch die Dauer-Doppelbelas­tung.

Ewiges Thema: 1972 heizte das Buch «Open Marriage» («Offene Ehe») von Nena und George O’Neill in den USA einen Streit zwischen Befürwortern und Gegnern der Monogamie an.

Schweizer Verhältnisse: 1999 widmete sich die Schweizerin Julia Onken in ihrem Buch «Die Kirschen in Nachbars Garten» dem Thema Seitensprung. Für die Recherche befragte sie 1000 Schweizerinnen und Schweizer. 64 Prozent der Befragten gaben an, sie lebten nicht monogam.

Zahlbare Affären: 2015 sind Seitensprungportale wie Ashley Madison (Slogan: «Leisten Sie sich eine Affäre») leicht zugänglich, anonym und preiswert. Das Portal hat etwa 14 Millionen Mitglieder in 22 Ländern. In der Schweiz suchen derzeit über 160 000 Mitglieder zwischen 18 und 72 Jahren aus allen Gesellschaftsschichten, die überwiegende Mehrheit männlich, ­einen Fremdgeh-Partner. Laut Aussage von Ashley Madison ist die Schweiz einer der stärksten Märkte weltweit.

Ungesunde Affären: Eine Studie des Instituts für Psychologie an der Universität Göttingen (D) untersuchte die gesundheitlichen Folgen für die betrogenen Opfer von Seitensprüngen. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Affäre ein Ausrutscher oder ein längeres Verhältnis war. Fast zwei Drittel der Befragten, Männer wie Frauen, klagten über Schlafstörungen, Albträume und Konzentrationssprobleme sowie posttraumatische Störungen wie Depressionen, Bauchweh, Schwitzen oder Herzrasen.

Stress bei Fremdgehen: Eine italienische Studie kam zum Ergebnis, dass auch die aktiven Fremdgänger gesundheitlich nicht ungeschoren davonkommen. Männer, die eine Doppelbeziehung unterhielten, litten häufiger an Migräne und zeigten eine erhöhte Neigung zu Arterienverkalkung. Grund: der Stress durch die Dauer-Doppelbelas­tung.

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