2-Jähriger Julen fällt beim Spielen in 100-Meter-Schacht
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Spanien bangt um Jungen:2-Jähriger Julen fällt beim Spielen in 100-Meter-Schacht

Schacht-Drama in Spanien
Regen könnte jede Hoffnung für Julen (2) zerstören

Die Rettungsversuche werden immer verzweifelter. Ein Seitentunnel kann nicht gebohrt werden. Nun will man mit einem Parallel-Schacht zum Buben vordringen. Eine Schweizer Höhlenexpertin erklärt das Vorgehen.
Publiziert: 18.01.2019 um 14:32 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2019 um 20:44 Uhr
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Die Arbeiten zu einem 80 Meter langen Quertunnel zum Unglücksschacht wurden eingestellt. Die Erde ist zu unstabil.
Foto: Keystone
Myrte Müller

Zeit. Das ist das, was die Rettungsmannschaften für Julen (2) nicht haben. Die Befreiung des kleinen Jungen aus dem alten Brunnenschacht wird zum Kampf gegen die Uhr.

Die Retter sind nun daran, einen Parallelschacht zu bohren, durch den sie zu der Stelle vordringen können, an welcher der Zweijährige seit fünf Tagen vermutet wird.

Die Grabungen sind wegen des instabilen Geländes schwierig. Und auf Samstag sind in der Region Regenfälle angesagt. Das könnte die Bohrungen weiter erschweren. Wenn es die Retter nicht schaffen, den Schacht bis Freitagabend fertig zu bohren ist unklar, ob sie Julen überhaupt noch erreichen können.

Expertin: Hoffnung nicht aufgeben

Seit fünf Tagen ist der Bub in der Tiefe gefangen. Wie hoch stehen da die Überlebenschancen? Regula Höhn (54), Einsatzleiterin der Kolonne 9 der Schweizerischen Höhlenrettung, ist optimistisch. Sie sagt zu BLICK: «Es kommt drauf an, ob der Bub Luft bekommt. Ob er verletzt ist oder nicht. Auf jeden Fall sollte man nicht die Hoffnung aufgeben.»

Der Bub war am Sonntag gegen 14 Uhr in den nur 25 Zentimeter schmalen und 107 Meter tiefen Schacht gestürzt. Mit einer Spezialkamera versuchten die Rettungskräfte, den Bub zu lokalisieren. Die Kamera konnte nur bis 73 Meter vordringen. Dort verstopft ein Erdklumpen den Schacht.

Nur sein Plastikbecher und eine Tüte Süssigkeiten, die Julen beim Sturz in seinen Händchen hielt, konnten aus dem Schacht herausgezogen werden. In einer lehmigen Erdprobe wurden zudem einzelne Haare gefunden. Ein DNA-Abgleich zeigte: Sie gehören dem kleinen Buben (BLICK berichtete). 

Warum wurde der Schacht nicht direkt aufgebohrt?

Angesichts der mühseligen Rettungsversuche kommt in Spanien Kritik auf. Zu wenig und zu spät seien angemessene Hilfsmittel eingesetzt worden, beklagt der Bürgermeister von Totalán, in dessen Gemeinde das Unglück passierte.

Regula Höhn hingegen zeigt Verständnis. «Mir scheint die Rettungsaktion angebracht», sagt sie. «Das grosse Problem in dieser speziellen Situation ist, dass der Schacht zu eng ist. Da kommt kein Erwachsener hinein.»

Dass die Bergungsarbeiten erst Stunden nach dem Sturz begannen, sei verständlich, so die Schweizer Expertin. «Für Laien mag es schwer nachvollziehbar sein, doch ein Unglück beginnt oft mit einer Chaos-Phase. Es ist schwierig, die Lage sofort richtig einzuschätzen. Die vielen Informationen müssen erst einmal verarbeitet und zielgerichtete Massnahmen ergriffen werden, damit es zu keinen Leerläufen kommt.»

Und warum wurde der Brunnenschacht nicht direkt aufgebohrt? Höhn: «Dass die Helfer alternative Wege suchen, um an das Kind heranzukommen, ist richtig. Auch wenn diese sehr aufwendig sind. Das Loch hat eine direkte Fall-Linie. Würde man daran bohren, könnten Erde und Gestein direkt aufs Kind stürzen, es verletzen oder verschütten.» Opferschutz gehe in solchen Situationen immer vor, sagt die Höhlenretterin.

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