Saudi-Agent wollte Ermittler täuschen
So wollte das Khashoggi-Double seine Spuren verwischen

Er zog die Kleider des ermordeten Journalisten an und verliess das Konsulat: Ein Khashoggi-Double sollte die türkischen Ermittler an der Nase herumführen. Der Fake flog auf.
Publiziert: 22.10.2018 um 19:57 Uhr
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Aktualisiert: 23.10.2018 um 23:37 Uhr
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Hier wurde Khashoggi zum letzten Mal gesehen: das saudi-arabische Konsulat in Istanbul.
Foto: AP
Guido Felder

Die saudischen Agenten hatten den Mord am Regime-Kritiker Jamal Khashoggi (59) bis ins letzte Detail geplant: Unter den Mitgliedern des 15-köpfigen Exekutionskommandos befand sich offenbar sogar ein Khashoggi-Double, das die Ermittler auf eine falsche Fährte locken sollte.

CNN hat die Aufnahmen von Überwachungskameras veröffentlicht, die zeigen, wie zwei Stunden vor Kashoggis Konsulatbesuch in Istanbul (Türkei) ein Mann mit blau kariertem Hemd das Gebäude betritt. Die türkischen Ermittler identifizierten ihn mit einem Gesichtserkennungsprogramm als Mustafa Al Madani. Er gehörte zu den 15 Agenten, die am 2. Oktober mit zwei Jets nach Istanbul gereist waren und das Land am gleichen Abend wieder verliessen. Al Madani ist mit 57 Jahren der Älteste der Henkertruppe.

Plastiksack entsorgt

Die Aufnahmen zeigen, wie Al Madani das Konsulat knapp zwei Stunden, nachdem Khashoggi ermordet worden war, wieder verlässt. Diesmal trägt er einen Kittel, ein offenes graues Hemd, dunkle Hosen, Brille sowie einen offenbar aufgesetzten Bart – genau wie Khashoggi! Nur die Schuhe unterscheiden sich. Zusammen mit einem Begleiter tritt er aus einem Hinterausgang auf die Strasse. Die beim Vordereingang wartende Verlobte Khashoggis, Hatice Cengiz (36), merkt nichts.

Die beiden Agenten begeben sich zur berühmten Blauen Moschee und tauchen in der Menschenmenge unter. Kameras erfassen die beiden aber bald wieder. Diesmal trägt Al Madani wieder sein blaukariertes Hemd, sein Kollege hält einen Plastiksack in der Hand. Nach dem Besuch des Mesale-Restaurants entsorgen sie die Tasche in einen Container. Waren darin Khashoggis Kleider?

Dann kehren sie zum Mövenpick-Hotel zurück, wo sie ein Zimmer gebucht hatten. Sie wirken sehr entspannt! 

Erdogan will informieren

CNN beruft sich bei den Informationen auf einen hochrangigen türkischen Beamten. Der sagte dem TV-Sender: «Wahrscheinlich waren Khashoggis Kleider noch warm, als Al Madani sie anzog.»

Immer mehr fügen sich die einzelnen Teile des Khashoggi-Mordes zu einem Puzzle zusammen. Am Dienstag könnte der Fall möglicherweise gelöst werden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (64) hat angekündigt, dass er alle bisherigen Erkenntnisse der Ermittler detailliert auf den Tisch legen wolle.

Der Fall Khashoggi

Seit dem 2. Oktober wird der saudische Regierungskritiker und Journalist Jamal Khashoggi vermisst. Die Anzeichen verdichten sich, dass der 59-Jährige im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul ermordet und zerstückelt wurde. Der saudische Regierung streitet aber nach wie vor ab, hinter dem Verschwinden des Journalisten zu stecken.

Die neuesten Entwicklungen und Enthüllungen erfahren Sie hier im News-Ticker zum Thema.

Der verschwundene saudiarabischen Journalist Jamal Khashoggi soll zunächst gefoltert und später enthauptet worden sein. (Archivbild)
Der verschwundene saudiarabischen Journalist Jamal Khashoggi soll zunächst gefoltert und später enthauptet worden sein. (Archivbild)
KEYSTONE/AP/HASAN JAMALI

Seit dem 2. Oktober wird der saudische Regierungskritiker und Journalist Jamal Khashoggi vermisst. Die Anzeichen verdichten sich, dass der 59-Jährige im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul ermordet und zerstückelt wurde. Der saudische Regierung streitet aber nach wie vor ab, hinter dem Verschwinden des Journalisten zu stecken.

Die neuesten Entwicklungen und Enthüllungen erfahren Sie hier im News-Ticker zum Thema.

Lässt der König seinen Liebling fallen?

Nach der Lügengeschichte über den Mord an Jamal Khashoggi scheint der saudische König Salman (82) die Geduld mit seinem älteren Sohn zu verlieren. Es mehren sich die Anzeichen, dass er Mohammed die Krone entziehen und seinen Sohn Khaled zum Kronprinzen ernennen könnte. Der drei Jahre jüngere Bruder von Mohammed hat vor zehn Tagen seinen Posten als Botschafter in Washington aufgegeben und ist nach Riad zurückgekehrt. Khaled studierte in den USA und Paris elektronische Kriegsführung und flog als Pilot Einsätze gegen des Islamischen Staat. (gf)

Nach der Lügengeschichte über den Mord an Jamal Khashoggi scheint der saudische König Salman (82) die Geduld mit seinem älteren Sohn zu verlieren. Es mehren sich die Anzeichen, dass er Mohammed die Krone entziehen und seinen Sohn Khaled zum Kronprinzen ernennen könnte. Der drei Jahre jüngere Bruder von Mohammed hat vor zehn Tagen seinen Posten als Botschafter in Washington aufgegeben und ist nach Riad zurückgekehrt. Khaled studierte in den USA und Paris elektronische Kriegsführung und flog als Pilot Einsätze gegen des Islamischen Staat. (gf)

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