Schützengräben, Panzersperren, neue Anlagen an der Küste: Die Russen rüsten die besetzte Halbinsel Krim auf. Moskau rechnet offenbar mit einem Angriff der Ukrainer.
Das beweisen Satellitenbilder der Firma Maxar. Sie zeigen, wie die Verteidigungsanlagen auf der Halbinsel in letzter Zeit massiv ausgebaut wurden. So geht aus den Aufnahmen hervor, dass innerhalb von zwei Wochen an der Küste zahlreiche Schützengräben ausgehoben worden sind. Manche Hindernisse sind gar innerhalb weniger Tage errichtet worden.
Vitino im Westen der Krim im Vorher-Nachher-Vergleich
Arbeiter erhalten 90 Dollar pro Tag
Die neuen Verteidigungsanlagen sind teilweise mehrere Kilometer lang, wie die «Washington Post» berichtet. Die Gräben sind im Zickzack in die Erde gegraben worden. Das hat für die Russen den Vorteil, dass die Soldaten so einen grösseren Bereich zum Schiessen haben.
«Das russische Militär versteht anscheinend, dass die Krim in naher Zukunft verteidigt werden muss», erklärt der russische Militäranalyst Ian Matweew in der «Post». Zum Bau der Anlagen werden laut dem Bericht unzählige Arbeiter benötigt, die auf Online-Jobbörsen angeworben werden. Ihr Gehalt: 90 Dollar pro Tag.
Immer wieder hat die Ukraine eine Offensive im Frühjahr angekündigt. Die Rückeroberung der Krim ist schon länger als Ziel ausgegeben worden. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (45) hat seinen Landsleuten versprochen, die Kontrolle über die Halbinsel zurückzuerlangen. Fraglich ist jedoch, ob die Ressourcen der ukrainischen Armee dafür ausreichen werden.
Krimbrücke teilweise zerstört
Michael Kofman (41), Militäranalyst beim «Center for Naval Analysis» in Virginia, geht eher davon aus, dass Kiew auf eine Strategie der Auszehrung setzen könnte. Dabei soll mit andauernden Angriffen der russische Zugang erschwert werden. Diese Taktik soll die Russen zu Verhandlungen im Sinne der Ukraine bewegen.
Bei ukrainischen Angriffen auf der Krim war in den vergangenen Monaten unter anderem die Krimbrücke teilweise zerstört und auf einem Militärflughafen beachtlicher Schaden angerichtet worden.
Medwediwka im Nordosten der Krim im Vorher-Nachher-Vergleich
Fest steht: Politisch wäre der Verlust der Krim ein schwerer Schlag für Russlands Präsidenten Wladimir Putin (70).