298 Menschen kamen ums Leben, als Flug MH17 am Nachmittag des 17. Juli 2014 auf ostukrainischem Boden zerschellte. Bis heute ist nicht zweifelsfrei geklärt: Wer ist für den Abschuss verantwortlich?
Für Russland ist die Sache klar. Aus Sicht des Moskauer Verteidigungsministeriums steckt die ukrainische Armee hinter der Tat. Zur Stützung dieser Theorie veröffentlichte die Behörde Satellitenaufnahmen, die Aktivitäten der ukrainischen Luftabwehr im entsprechenden Gebiet zeigen sollen.
Doch diese Aufnahmen sind gefälscht, behauptet nun ein Verbund investigativer Bürgerjournalisten aus aller Welt. Bellingcat, wie die Recherche-Plattform heisst, veröffentlichte gestern einen Bericht, der zum Schluss kommt, dass die Aufnahmen mit Photoshop digital nachbearbeitet worden sein sollen.
Metadaten- und Referenz-Bilder analysiert
Forensisch analysiert wurden zwei Bilder, die Russland an einer Pressekonferenz vier Tage nach dem Absturz publik gemacht hatte. Sie sollten beweisen, dass die Ukraine zwei Buk-Luftabwehrsystem in das Gebiet verschoben haben soll, von wo der Abschuss getätigt wurde.
Die Netz-Spezialisten werteten die Metadaten der Fotos aus, führten eine sogenannte Fehlerstufen-Analyse durch, um herauszufinden, ob Ausschnitte der Aufnahmen bearbeitet wurden, und verglichen die Bilder mit Satellitenaufnahmen aus der Vergangenheit.
Wolken in die Aufnahme hineinretuschiert
Ihr Fazit ist unmissverständlich: «Die forensische Analyse aller drei Bilder hat eindeutig und zweifelsfrei ergeben, dass diese Bilder verändert wurden. In den Bildern wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit signifikante Bildinhalte digital verändert.» Bei einem der Bilder seien wohl Wolken hineinmontiert worden, um «weitere Details zum Vergleich mit anderen Bildern» zu verdecken.
Die Satellitenbilder seien zudem «nachweislich nicht» am Tag des Absturzes aufgenommen worden. Dabei schliessen die Autoren aus, dass die falsche Datierung ein Versehen war. «Eine Veränderung der Bildinhalte durch eine dritte Partei wird ebenfalls ausgeschlossen.» Die an der Pressekonferenz verbreiteten Informationen seien deshalb als «klaren Versuch der russischen Regierung, die Weltöffentlichkeit zu täuschen», zu werten.
Der offizielle und endgültige Untersuchungsbericht des MH17-Absturzes steht derweil noch aus. Bisher ist erst ein Zwischenbericht der niederländischen Ermittler veröffentlicht worden. Er kommt zum Schluss, dass die Malaysia-Airlines-Maschine von einer «Vielzahl hochenergetischer Objekte» durchlöchert worden ist. Von wo und von wem diese abgefeuert wurden, dazu macht der Bericht keine Angaben. (lha)