Saif al-Islam soll hingerichtet werden
Was wurde aus dem Rest des Gaddafi-Clans?

Mindestens acht Kinder hatte Ex-Diktator Muammar al-Gaddafi auf die Welt gesetzt, bevor er 2011 starb. Einer seiner Söhne wurde heute zum Tode verurteilt. Auch die anderen Kinder machen immer wieder Schlagzeilen.
Publiziert: 28.07.2015 um 18:12 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 18:15 Uhr
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Saif al-Islam al-Gaddafi (43) ist wegen Kriegsverbrechen im Jahr 2011 zum Tode verurteilt worden.
Foto: Reuters

Muammar al-Gaddafi (†69) hatte zehn Kinder, darunter die Adoptivkinder Milad und Hana. Drei seiner Söhne sind laut ungesicherten Informationen bereits tot. Es sind dies Muttassim al-Gaddafi (Jahrgang unbekannt), der am selben Tag wie sein Vater starb, Chamis al-Gaddafi (†28), der bei einem Nato-Luftangriff ums Leben kam und Saif al-Arab al-Gaddafi, der vermutlich im Alter von 29 Jahren getötet wurde.

Jetzt droht einem vierten Kind des Ex-Diktators der Tod: Saif al-Islam al-Gaddafi (43) ist heute wegen Kriegsverbrechen im Jahr 2011 zum Tode verurteilt worden. Saif al-Islam soll beim Urteilsspruch nicht im Gerichtssaal anwesend gewesen sein. Zum Prozess in Tripolis wurde er aus dem Gefängnis in der Stadt Sintan zeitweise per Video zugeschaltet. Der zweitälteste Sohn von Muammar al-Gaddafi soll sich auch vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag verantworten müssen. Bisher hat sich Libyen geweigert, ihn auszuliefern.

Gaddafis ältester Sohn Muhammad al-Gaddafi (44 oder 45) stammt als einziges Kind des Despoten aus dessen erster Ehe mit Chairija al-Nuri, die gerade einmal ein halbes Jahr hielt. Er setzte sich nach dem Sturz seines Vaters zusammen mit seiner Stiefmutter Safia Farkasch, Halbschwester Aischa und Halbbruder Hannibal nach Algerien ab. Der dortige Herrscher bereute aber bald, die Familie aus humanitären Gründen bei sich aufgenommen zu haben. Ein Jahr später bekamen sie im Oman politisches Asyl, wo sie seither auf Kosten des Sultans in einer Villenanlage residieren sollen.

Der Informatiker war Chef des staatlichen Post- und Telekommunikationskonzerns und damit federführend, als nach Ausbruch der Proteste gegen das Gaddafi-Regime das Internet im Land gekappt wurde.

Saadi al-Gaddafi (42): Der drittälteste Sohn Gaddafis floh nach dem Sturz seines Vaters ins südwestliche Nachbarland Niger, wo er politisches Asyl erhielt. Im Frühling vergangenen Jahres wurde er nach Libyen ausgeliefert. Wie seinem Bruder Saif droht ihm die Todesstrafe – unter anderem soll er für den Tod von 20 Fussballfans und eines Fussballspielers verantwortlich sein. Noch diese Woche soll der Prozess, nachdem er im Mai vertagt wurde, fortgesetzt werden. 

Playboy Saadi, der unter anderem durch das Ölgeschäft und als Filmproduzent reich wurde, träumte stets von einer Karriere als Fussballstar. Nebst einem Posten als Präsident des libyschen Fussballverbands schaffte er es schliesslich auch in die Nationalmannschaft sowie zu mehreren italienischen Erstligisten – allerdings ohne jeglichen Erfolg und nur durch Geld und Kontakte seines Vaters unter anderem zu Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi. Als ihn sein Trainer wegen seiner miserablen Leistung einmal während des ganzen Spiels auf der Reservebank liess, wurde der Coach vom Verband entlassen.

Hannibal al-Gaddafi (39): «Hätte ich eine Atombombe, würde ich die Schweiz von der Landkarte entfernen» – dies ist nur einer der vielen verbalen Ausbrüche des fünften Sohnes des Diktators, dessen Verhaftung in Genf 2008 zu einer regelrechten Krise zwischen Bern und Tripolis geführt hatte. Die darauffolgende Veröffentlichung der Polizeibilder hatte Hannibal und seinen Clan damals derart in Rage gebracht, dass Libyen die zwei Schweizer Geschäftsleute Max Göldi und Rachid Hamdani monatelang als Geiseln festhielt und wirtschaftliche Sanktionen gegen die Schweiz verhängte. Nie wird die Schweizer Öffentlichkeit vergessen, wie Hannibal Göldi in seiner Zelle besuchte und mit geheuchelter Anteilnahme demütigte.

Hannibal floh im August 2011 zusammen mit seiner Mutter Safia nach Algerien. Später wurde ihm im Oman Asyl gewährt, obwohl er von Interpol gesucht wurde. Dort soll er sich noch immer aufhalten.

Aischa al-Gaddafi (38 oder 39): Die einzige leibliche Tochter Gaddafis wurde wie ihre Mutter und ihre zwei Halbbrüder nach der Absetzung Muammar al-Gaddafis in Algerien aufgenommen. Der dortige Herrscher bereute seinen Freundschaftsdienst allerdings bald. Aischa, kurz nach der Flucht Mutter geworden, zerrte mit ihren Wutausbrüchen an den Nerven der Gastgeber. Sie soll mehrfach randaliert und unter anderem ein Bildnis von Algeriens Präsident zerrissen haben, schreibt der «Spiegel». Der algerische Präsident war froh, als sich schliesslich der Sultan Omans bereiterklärte, die Familie bei sich aufzunehmen.

Aischa ist Anwältin und war in dieser Funktion unter anderem für den ehemaligen irakischen Despoten Saddam Hussein tätig. Zudem war sie UNO-Ehrenbotschafterin und setzte sich gegen die Verbreitung von Aids und die Unterdrückung von Frauen ein. Mit Beginn des Bürgerkriegs wurde ihr das Amt allerdings aberkannt.

Milad al-Gaddafi (Alter unbekannt): Laut Gerüchten soll Muammar al-Gaddafi seinen Neffen Milad im Jahr 1986 als symbolische Geste adoptiert haben, nachdem dieser dem Herrscher bei einem Bombenangriff der USA das Leben gerettet hatte. Sein Verbleib ist unklar.

Hana al-Gaddafi (29): Sie ist das wohl grösste Mysterium des Gaddafi-Clans. Hana al-Gaddafi soll im Jahr 1986 nach offiziellen Angaben bereits im Alter von 15 Monaten durch US-Bomben auf Tripolis getötet worden sein. Doch gab es danach immer wieder Hinweise darauf, dass die Adoptivtochter Gaddafis noch lebt. Eines der hartnäckigsten Gerüchte: Sie habe eine Ausbildung als Ärztin gemacht und danach jahrelang im Tripolis Medical Centre gearbeitet.

Dass Hana al-Gaddafi noch lebt, soll auch ein Schweizer Regierungsdokument aus dem Jahr 2011 belegen. Laut «Welt am Sonntag» enthielt die Anordnung, Konten des Gaddafi-Clans einzufrieren, auch detaillierte Angaben zu einer Hana Gaddafi.

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