Säbelrasseln an der Grenze zwischen Serbien und dem Kosovo: Seit Pristina ein Verbot serbischer Autokennzeichen im Kosovo durchsetzt, kommt es auf beiden Seiten der Grenze zu Provokationen. Jeden Tag protestieren ethnische Serben gegen den Beschluss. Sie errichteten Barrikaden, es kam zu Strassenblockaden und Grenzbehinderungen Daher hat Kosovo eine Spezialeinheit an zwei Grenzposten stationiert. Belgrad empfindet das als «Provokation». Serbiens Präsident Aleksandar Vucic (51) erteilte den Befehl, einige Einheiten der serbischen Armee und Polizei in erhöhte Alarmbereitschaft zu versetzen.
Zudem haben die Serben schweres Militärgerät in Grenznähe stationiert. Videos auf sozialen Medien zeigen, wie Sattelschlepper zahlreiche Panzer russischer Bauart in Grenznähe verlegen. Am Sonntag überflogen serbische Kampfflugzeuge erneut das Grenzgebiet. Dies nach mehreren Überflügen am Samstag, wie unter anderem auch «Le Canton 27» berichtet, ein in der Schweiz herausgegebenes kosovoalbanisches Newsportal.
Serbische Medien schüren bereits Kriegsängste. Das Massenblatt «Srpski Telegraf» titelt: «Botschaft von Putin: Serben, schickt Panzer in den Kosovo, wenn Albaner im Norden angreifen.» Dazu wird der russische Aussenminister Sergei Lawrow (71) zitiert: «Wenn Serbien im Kosovo interveniert, kann es mit russischer Unterstützung rechnen.»
Umstrittener Status des Kosovo
Seit die Nummernschilder von serbischen Autos an der Grenze zum Kosovo abgeschraubt und durch provisorische kosovarische ersetzt gehören, befinden sich die Nachbarn in erhöhter militärischer Alarmbereitschaft.
Im Gebiet leben vorwiegend ethnische Serben, eine Minderheit, welche die Autorität der von ethnischen Albanern geführten Regierung in Pristina nicht anerkennt. Knackpunkt: Aus der Sicht Belgrads legen eigene Nummernschilder aus dem Kosovo dessen Status als unabhängige Nation nahe. Belgrad anerkennt die Unabhängigkeit der «Abtrünnigenprovinz» bis heute nicht an. Auch Serbiens Verbündeter Russland erkennt die Unabhängigkeit des Kosovo im Gegensatz zu den meisten westlichen Ländern, darunter die USA, nicht an. Kosovo hatte sich 2008 von Serbien losgesagt.
Präsidentin bricht US-Reise ab
Die EU und die Nato riefen beide Seiten zur Zurückhaltung auf. Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell (74) mahnte beide Seiten zu einer Beruhigung der Lage und forderte das Kosovo auf, die Spezialeinheiten der Polizei sofort abzuziehen. «Jede weitere Provokation oder einseitige und nicht abgestimmte Aktion ist inakzeptabel», so Borrell.
Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg (62) rief nach einem Telefonat mit dem serbischen Präsidenten und dem kosovarischen Ministerpräsidenten Albin Kurti (46) zur Mässigung auf.
Demgegenüber zeigt sich Albanien über die jüngste «Eskalation der Lage» besorgt und fordert Serbien auf, seine Truppen aus der Grenzregion abzuziehen. Kosovos Präsidentin Vjosa Osmani (39) brach ihren Besuch bei der Uno in New York angesichts der Entwicklungen in ihrem Land ab. (kes/AFP)