Seit Tagen brennt es auf den Strassen von Kenosha. Wütende Bürger gehen auf die Strasse, protestieren gegen Polizeigewalt. Auslöser: Ein Video, auf dem zu sehen ist, wie ein Polizist den Afroamerikaner Jacob Blake (29) am T-Shirt packt und ihm sieben Mal in den Rücken schiesst.
Es handelt sich gemäss den Behörden um den 31-jährigen Rusten Sheskey. Blake ist gemäss seiner Familie von der Taille abwärts gelähmt. Der sechsfache Familienvater wird vielleicht nie mehr laufen können, drei Söhne mussten mitansehen, wie ihr Vater zusammenbrach.
Sheskey kommt aus einer Polizistenfamilie
Rusten Sheskey arbeitet seit gut sieben Jahren beim Kenosha Police Department. Er strebte lange Zeit eine Karriere als Strafverfolgungsbeamter an und bezeichnete seinen Beruf vor einem Jahr als «Kundendienstjob» – die Öffentlichkeit sei der Kunde, berichtet die «Kenosha News». Schon sein Grossvater war laut einem Facebook-Post langjähriger Polizist in Kenosha.
Sheskey war in der Highschool ein ehrgeiziger Radrennfahrer und im Polizeidienst einige Jahre als Fahrrad-Cop auf Streife. Zu «Kenosha News» sagte er im vergangenen Jahr, dass die Arbeit mit dem Velo von den Zwängen des Streifenwagens befreie und mehr Interaktion mit der Öffentlichkeit ermögliche.
«Du hast das getan»
«Was ich am meisten mag», sagte er über seinen Job, «ist, dass man es mit Leuten zu tun bekommt, die vielleicht gerade den schlimmsten Tag ihres Lebens haben und du ihnen – so gut du kannst – hilfst, ihn ein kleines bisschen besser zu machen. Und dass die Leute grösstenteils darauf vertrauen, dass wir das für sie tun.»
Derzeit ist Sheskey der meistgehasste Mann der Stadt Kenosha. Sein Name wurde auf Hauswände gesprayt: «Rusten Sheskey – You did this» («Du hast das getan»). Die Vorfälle in Wisconsin sorgen für internationale Kritik.
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Unzureichende Waffenkontrollen
Die Polizei habe nach allem, was auf den Videos zu sehen sei, übermässige Gewalt angewendet, sagte der Sprecher des UN-Menschenrechtsbüros in Genf, Rupert Colville. Zu den anschliessenden Unruhen sagte Colville, die Behörden müssten umsichtig darauf reagieren, nicht mit brutaler Gewalt gegen Demonstranten, die friedlich protestierten.
Dass ein 17-Jähriger zwei Tage später in Kenosha mit einem automatischen Gewehr auf Demonstrierende schiessen konnte, sei ein weiteres Beispiel für die unzureichenden Waffenkontrollen in den USA. Der Teenager wurde wegen zweifachen Mordes angeklagt. Die gesamten Vorgänge in Kenosha erinnerten an frühere ähnliche Zwischenfälle und hätten vermieden werden können. (zbc/SDA)