Russlands Aussenminister Lawrow greift Skripal-Untersuchung an
Entlastet Schweizer Labor die Russen?

Der Giftanschlag auf Sergej Skripal in Salisbury ist noch nicht restlos aufgeklärt. Viel spricht dafür, dass Russland dahintersteckt. Doch in Moskau will man nun den ultimativen Gegenbeweis gefunden haben – dank der Untersuchungen eines Schweizer Labors.
Publiziert: 16.04.2018 um 14:05 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:07 Uhr
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Meint, er habe Beweise gefunden – und zwar in der Schweiz: Russlands Aussenminister Sergej Lawrow.
Foto: EPA

Vor rund eineinhalb Monaten kam es im englischen Salisbury zum Giftanschlag auf den früheren russischen Agenten Sergej Skripal (66) und seine Tochter Julia (33). Grossbritanniens Premierministerin Theresa May erklärte daraufhin, Russland sei «sehr wahrscheinlich» für den Anschlag verantwortlich. Nachfolgende Untersuchungen stützten diese Behauptung. Russland wies aber stets jegliche Schuld von sich.

Nun will Russland den Beweis gefunden haben, dass der Anschlag auf die Skripals das Werk westlicher Geheimdienste war. Das berichtet die «NZZ». Als Kronzeuge führt der russische Aussenminister Sergej Lawrow eine angesehene Institution in der neutralen Schweiz ins Feld: das Labor Spiez, welches dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz unterstellt ist. 

Schweizer Labor fand gemäss Lawrow den Kampfstoff BZ

Lawrow erklärte am Wochenende bei einer Tagung von Sicherheitsexperten in Moskau, dass seine Regierung vertrauliche Informationen über die Untersuchung des Falls Skripal durch die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) erhalten habe. Das Labor Spiez habe ab Ende März im Auftrag der OPCW eine Analyse von Blut- und Umweltproben durchgeführt.

Das Ergebnis der Untersuchungen laut Lawrow: Die Schweizer Experten entdeckten unter anderem den Kampfstoff BZ (3-Chinuclidinylbenzilat), der nachweislich während des Kalten Krieges in den Chemiewaffen-Arsenalen der USA lagerte, aber nicht in russischen.

Doch hat das Labor in Spiez den Kampfstoff BZ wirklich gefunden? Auf Anfrage will man zu dieser Frage im Berner Oberland keine Stellung beziehen. Auch die OPCW macht auf BLICK-Anfrage keine Angaben. «Die OPCW gibt die Identität der Labore nicht Preis, mit der die Organisation zusammenarbeitet», heisst es aus Den Haag. «Auch die Labore stehen unter Geheimhaltungspflicht. Dies, um die Integrität der Analysen und Resultate dieser Labore zu gewährleisten.»

Es war wohl eine Kontrollprobe

Der Fund würde die Unschuld Russlands auch nicht beweisen. Denn zu den Kontrollmechanismen der OPCW zählt, dass die Referenzlabore mehrere Sätze von Proben erhalten. Es gibt «echte» Proben und Kontrollproben. Damit wird sichergestellt, dass das beauftragte Labor nicht weiss, welches die «echte» Probe ist. 

Falls das Labor in Spiez also den Kampfstoff BZ entdeckte und dem OPCW meldete, wird es sich um eine Kontrollprobe handeln. Denn die OPCW hat den BZ-Befund nie öffentlich vermeldet. Sie will erst am nächsten Mittwoch zu den russischen Vorwürfen Stellung nehmen. (nim)

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