Russland
Geschworene befinden Angeklagte im Nemzow-Mordprozess für schuldig

Moskau – Im Prozess um die Ermordung des prominenten russischen Oppositionellen Boris Nemzow im Februar 2015 sind die fünf tschetschenischen Angeklagten für schuldig befunden worden. Zu dieser Entscheidung kamen die zwölf Geschworenen am Donnerstag im Moskauer Militärgericht.
Publiziert: 29.06.2017 um 16:39 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:37 Uhr
Die fünf Angeklagten diese Woche im Gericht in Moskau in einem gläsernen Käfig.
Foto: Keystone/EPA/SERGEI CHIRIKOV

Die Angeklagten hätten den Oppositionellen für ein versprochenes Kopfgeld in Höhe von 15 Millionen Rubel (etwa 242'000 Franken) umgebracht, hiess es in dem Urteil.

Der ehemalige Tschetschenien-Kämpfer Saur Dadajew habe den Schuss abgefeuert. Die anderen vier Angeklagten seien Komplizen gewesen. Der mutmassliche Drahtzieher, der tschetschenische Ex-Offizier Ruslan Muchudinow, sei weiterhin auf der Flucht und werde von der Polizei gesucht, hiess es weiter.

Die Angeklagten verdienten «keine Nachsicht», erklärten die Geschworenen am Donnerstag. Der Jury hatten 26 Einzelfragen zur Schuld der Angeklagten vorgelegen. Sie berieten drei Tage lang, bevor sie sich auf ein Urteil einigten. Das Verfahren war im Oktober 2016 eingeleitet worden.

Über das Strafmass werde am kommenden Dienstag (4. Juli) beraten, hiess es der Agentur Interfax zufolge am Donnerstag. Die Angeklagten hatten sich für unschuldig erklärt.

Nemzow wurde am 27. Februar 2015 auf einer Brücke über der Moskwa in Sichtweite des Kreml erschossen. Die Ermordung des 55-jährigen Regierungsgegners löste weltweit Bestürzung aus.

Der frühere Vize-Ministerpräsident war einer der prominentesten Widersacher von Präsident Wladimir Putin und ein scharfer Kritiker von dessen Ukraine-Politik.

Viele Freunde Nemzows sehen als eigentlichen Auftraggeber des Mordes den autoritären tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow oder jemanden aus seinem Umfeld. Anfang Dezember hatte die russische Justiz jedoch die Forderung zurückgewiesen, Kadyrow als Zeugen vorzuladen.

Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte im Laufe der mehrtägigen Urteilsfindung, dass die Suche nach den Hintermännern noch Jahre andauern könnte.

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