Kreml-Sprecher Dmitri Peskow informierte am Freitag laut russischen Nachrichtenagenturen über den Tod von Primakow. «Er war ein Staatsmann, Wissenschaftler und Politiker. Er hat ein grosses Vermächtnis hinterlassen», sagte Peskow demnach.
Präsident Wladimir Putin habe der Meinung Primakows «besonders in dieser unruhigen Zeit» grosse Bedeutung beigemessen. Putin drückte den Angehörigen sein «tiefes Beileid» aus.
Primakow war auch nach Ende seiner Amtszeit 1998/99 eine wichtige politische Stimme, auf die viele in Russland hörten. Besonders engagierte er sich in den letzten Jahren in den Krisen um Syrien und den Irak, zu deren autoritären Führungen er enge Beziehungen pflegte.
Primakow war von 1991 bis 1996 Direktor des Auslandsnachrichtendienstes, bevor er zum Aussenminister ernannt wurde. Von September 1998 bis Mai 1999 diente er unter Präsident Boris Jelzin kurzzeitig als Ministerpräsident.
Primakow trat wiederholt als Kritiker der US-Politik hervor und setzte sich gegen den Bedeutungsverlust Russlands nach dem Zerfall der Sowjetunion ein. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Parlament, Konstantin Kosatschew, erklärte, Primakow werde immer als «Mann des Patriotismus und der Rechtschaffenheit» bekannt bleiben.
Der studierte Orientalist war als guter Kenner des Mittleren Ostens bekannt. Nach der Invasion Kuwaits durch den irakischen Machthaber Saddam Hussein war er 1991 von Michael Gorbatschow als Gesandter nach Bagdad geschickt worden, hatte jedoch den Golfkrieg nicht verhindern können, der zur Niederlage des Iraks und dem Rückzug seiner Truppen aus Kuwait führte.
Als Abgeordneter der Duma hatte er 1999 mit dem Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow ein Oppositionsbündnis gegründet. 2011 hatte er sich endgültig aus der Politik zurückgezogen.