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Sie hetzt gegen Schwule und Migranten
Tochter von Putin-Sprecher arbeitet bei der EU

Die Tochter von Kreml-Sprecher Dmitri Peskow absolviert derzeit ein Praktikum im EU-Parlament. Einige Parlamentarier äussern ihre Besorgnis über das Engagement von Elisaweta Peskowa. Ihr Vorgesetzter beteuert, dass die Russin nur Zugang zu öffentlichen Dokumenten habe.
Publiziert: 26.02.2019 um 00:31 Uhr
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Aktualisiert: 28.02.2019 um 21:26 Uhr
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Elisaweta Peskowa absolviert ein Praktikum im EU-Parlament.
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Wird Wladimir Putin eine Gefahr für die EU? Parlamentarier in Brüssel zeigen sich besorgt, nachdem öffentlich wurde, wer die neue Praktikantin im EU-Parlament ist. Elisaweta Peskowa (21) ist die Tochter von Dmitri Peskow und der wiederum ist der Pressesprecher und ein enger Vertrauter des russischen Präsidenten.

Die Blondine arbeitet dort bereits seit November für den französischen Abgeordneten Aymeric Chauprade. Dieser war 2014 für Le Pens Front National ins Europaparlament gewählt worden, hatte sich dann aber mit der Parteiführung überworfen und ist seit 2015 unabhängiger Abgeordneter.

Während des von Moskau organisierten Referendums über die Annexion der ukrainischen Krim-Halbinsel im Jahr 2014 durch Russland fungierte er als Wahlbeobachter.

«Mannsweiber widern mich an»

Peskowa studiert nach seinen Angaben in Frankreich Jura. Auf Instagram postet die Blondine fleissig Bilder ihres Glamour-Lebens. Über 85'000 Menschen folgen ihr. Sie zeigt sich gerne vor dem Eiffelturm und publiziert Fotos, auf denen sie gemeinsam mit ihrem Vater in den Ferien zu sehen ist. Im Juli 2017 teilte sie ein Bild mit Tschetscheniens Machthaber Ramsan Kadyrow auf ihrem Profil. Der Diktator sorgte in letzter Zeit immer wieder für Schlagzeilen, weil in seinen Gefängnissen Morde gegen homosexuelle Männer verübt wurden.

Auch Elisaweta Peskowa selber äusserte sich in der Vergangenheit über Homosexuelle. «Ich bin dafür, dass zwei sich liebende Herzen zusammen sein sollen. Aber ich bin strikt dagegen, dass sie ihre Ideologie anderen andrehen», schrieb sie in einem mittlerweile gelöschten Instagram-Post im Jahre 2016, nachdem sie wegen einer Gay-Parade in Paris Mühe hatte, bis zu ihrem Haus zu kommen. «Ich renne auch nicht im Hochzeitskleid rum und schreie, dass ich hetero bin.» Sie habe viele gute Bekannte in der Gay-Szene, aber «Mannsweiber, die sich gegenseitig betatschen, widern mich an», sagte sie. Ausserdem sei sie gegen die Kindesadoption bei Homosexuellen.

Auch über Migranten in Paris äusserte sie sich kritisch. «‹Paris ist nicht länger Paris›, sagte Trump und obwohl ich diese Stadt liebe, muss ich ihm immer mehr Recht geben», schrieb sie im Netz. «Wenn ihr in irgend ein Lokal müsst, werdet ihr komplett durchleuchtet. Nur Frauen, die von Kopf bis Fuss eingewickelt sind und ihr Gesicht nicht zeigen, werden mit einem ‹Bonjour Madame› durchgelassen.»

1000 Euro und kein Zugang

Im September 2018 postete sie auf Instagram, dass sie soeben ihr Marketing-Praktikum bei Louis Vuitton beendet hat. Im November folgte dann also der Wechsel in die Politik.

Als Praktikantin erhalte sie derzeit 1000 Euro im Monat. Nach Angaben ihres Vorgesetzten hat Peskowa keinen Zugang zu vertraulichen Dokumenten, sondern nur zu öffentlichen. Auch sei sie bei vertraulichen Debatten nicht dabei, beteuerte der Abgeordnete, der dem aussenpolitischen Ausschuss und dessen für Sicherheits- und Verteidigungsfragen zuständigem Unterausschuss angehört und zudem Mitglied der EU-Russland-Delegation ist.

Eine Sprecherin des Europaparlaments bestätigte, dass «Assistenten und Praktikanten von Abgeordneten keinen Zugang zu vertraulichen Dokumenten haben». «In Wahrheit hatte auch Herr Chauprade niemals Zugang zu vertraulichen Dokumenten», fügte sie in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur AFP hinzu. Einem EU-Vertreter zufolge verfügt das Europaparlament insgesamt über so gut wie keine geheimen oder ausgesprochen vertraulichen Dokumente.

«Gewöhnliches Studenten-Praktikum»

Trotzdem äussern einige Parlamentarier ihre Besorgnis darüber, dass die 21-jährige Russin beim EU-Parlament ein- und ausgeht. Ende Mai wird ein neues Europaparlament gewählt. Die Sorge innerhalb der EU vor einer Einflussnahme von aussen, vor allem von Seiten Moskaus, ist gross.

Die EU-Kommission hat kürzlich seine Mitarbeiter angewiesen, ein bestimmtes Lokal im Europaquartier nicht zu besuchen, weil sich dort russische Spione aufhalten würden.

Dmitri Peskow selber nannte die Arbeit seiner Tochter, die bis Ende April im EU-Parlament bleibt, «ein gewöhnliches Studenten-Praktikum», zitiert ihn die Nachrichtenagentur Tass. «Weiter möchte ich das nicht kommentieren, weil das nichts mit meinen Dienstpflichten und meiner Arbeit zu tun hat.» (SDA/man)

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