Es war kein Gift im Essen, sondern ein gezielter Anschlag mit Giftgas! Die britische Polizei geht nach neuen Analysen davon aus, dass der russische Ex-Spion Sergej Skripal (66) und seine Tochter Julia (33) in Salisbury (GB) Opfer eines gezielten Anschlags mit einem Nervengift geworden sind. Hinter der Tat wird – inoffiziell – die russische Regierung vermutet.
Ein Nervengift ist eine chemische Substanz, die sich auf das Nervensystem auswirkt. Einem BBC-Bericht zufolge handelt es sich weder um Sarin, das einem Uno-Bericht zufolge zuletzt im Syrienkrieg zum Einsatz kam, noch um VX, mit dem im vergangenen Jahr der Halbbruder des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un (33) getötet wurde.
Die Gifte dringen durch Inhalieren oder teilweise über die Haut in den Organismus ein. Zu den Symptomen zählen brennende Augen, Schmerzen, Husten und Atemprobleme. Sie können schnell zur Bewusstlosigkeit, zu Krämpfen und zum Tod führen.
Aus dem Koma erwacht
Die beiden Opfer von Salisbury liegen immer noch schwer verletzt im Spital. Auch ein Polizist, der beim Einsatz mit dem Gift in Kontakt kam, wurde schwer verletzt, ist aber inzwischen aus dem Koma erwacht.
Die Ermittler fahndet nach einer Blondine mit roter Handtasche, die von einer Überwachungskamera erfasst worden war und möglicherweise mit der Tat in Verbindung steht.
Alte Todesfälle werden neu untersucht
Der Giftanschlag zieht weitere Kreise. Die Polizei untersucht von neuem auch die Todesursachen von Skripals Frau Ljudmila, die 2012 starb, und seinem Sohn, der vergangenes Jahr in St. Petersburg (RUS) ums Leben kam.
Ljudmila starb an Krebs, über den Tod des Sohnes während seiner Ferien gibt es verschiedene Meldungen: Die einen reden von Leberversagen, andere von einem Autounfall. Haben diese Todesfälle einen Zusammenhang mit dem jüngsten Giftanschlag auf Sergej Skripal in Salisbury?
Skripals Tochter Julia studierte in Moskau Geografie und arbeitete in Southampton (GB) in einem Hotel, dann für Nike und für eine Privatschule in Moskau. In ihrem letzten Job-Eintrag auf Facebook nennt sie Pepsi Co in Moskau als ihren Arbeitgeber.
Anti-Terror-Polizei untersucht den Fall
Das sogenannte Cobra-Komitee wolle unter dem Vorsitz von Innenministerin Amber Rudd den aktuellen Stand der Ermittlungen erörtern, verlautete in der Nacht aus der Downing Street. In Salisbury wurde unterdessen die Sicherheitszone erweitert, in der Spezialisten verschiedener Behörden mit Schutzanzügen arbeiteten.
Inzwischen hat die britische Anti-Terror-Polizei im jüngsten Fall die Ermittlungen übernommen. Das teilte Scotland Yard am Dienstag mit. Der Vorfall werde bisher aber nicht als Terrortat eingestuft, hiess es in einer Mitteilung.
Aussenminister Boris Johnson kündigte eine «angemessene und robuste Reaktion» an, sollte sich der Verdacht auf eine Rolle Moskaus in dem Fall erhärten. Kein Versuch, auf britischem Boden unschuldiges Leben zu nehmen, werde ohne Sanktionen oder ungestraft bleiben, so Johnson.
Moskau fühlt sich zu Unrecht verdächtigt, wie ein Kreml-Sprecher sagte. Er deutete an, sein Land werde zum Opfer von Verschwörungstheorien. Russland sei aber bereit, die Ermittlungen zu unterstützen, sollte es eine offizielle Anfrage aus Grossbritannien geben. (gf/sda)