Marija Sacharowa (47), Sprecherin des russischen Aussenministeriums, ist für ihre anti-westliche Haltung und ihre Desinformationen über die Ukraine und Russlands brutalen Krieg bekannt. So behauptet sie während eines Wirtschaftsforums in St. Petersburg am Donnerstag: «Das Kiewer Regime ist bereit, für die militärische Unterstützung, die es erhält, alles zu bezahlen.»
Die Ukraine sei sogar dazu bereit, Organe von an der Front gefallenen Soldaten gegen westliche Militärhilfe einzutauschen, behauptet Sacharowa laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass. «Es ist jetzt sogar bei den menschlichen Organen seiner Bürger angelangt.» Laut der Propagandistin werde die Ukraine so zu einer weltweiten Drehscheibe für den Organhandel.
Organhandel-Propaganda ohne Beweise
Westliche Länder seien die Hauptnutzniesser der angeblichen Transplantationspraktiken in der Ukraine, so Sacharowa. Das System sei bereits im vormaligen Jugoslawien geprobt worden. «Alle Organe, die den damals getöteten Menschen entnommen wurden, waren für den Bedarf der westlichen Länder bestimmt.» Gleiches geschehe jetzt in der Ukraine. Laut der Diplomatin floriere das Geschäft mit den illegalen Operationen, weil die ukrainischen Streitkräfte hohe Verluste an der Front erleiden würden.
Das alles habe System, erklärt Sacharowa: «Nach den entsprechenden chirurgischen Eingriffen werden die Leichen verbrannt, und den Angehörigen wird gesagt, der Soldat sei einfach nur vermisst. Diese furchtbaren Machenschaften wären ohne die Genehmigung des Kiewer Regimes auf höchster Ebene nicht möglich.» Beweise für diese «Machenschaften» konnte die Propaganda-Diplomatin aber bisher keine vorlegen.
IKRK wehrt sich gegen Vorwürfe
Diese Art der russischen Propaganda ist keineswegs neu – im Gegenteil. Bereits im März und Mai 2022 erhob Sacharowa diese schwerwiegenden Vorwürfe. Ein Video aus Mariupol solle gezeigt haben, dass Mitarbeitende des Internationalen Roten Kreuzes Organe von Kriegsopfern entnommen haben sollen. Damals wehrte sich das Internationale Rote Kreuz: «Das Video unterstellt auch, dass das IKRK in den Organhandel verwickelt ist. Dies ist eine eindeutig falsche Behauptung.»
Schon 2014 und 2015 sollen laut russischen Angaben Massengräber in der ukrainischen Oblast Donezk gefunden worden sein, in denen die Toten «mit aufgerissenen Bäuchen gefunden wurden.» Handfeste Beweise dafür? Auch bei diesen Vorwürfen vergeblich gesucht, wie «Polygraph» berichtete.
Bisher haben sich weder die Ukraine, noch ein westliches Land zu den Vorwürfen geäussert. Zudem gibt es auch keine Berichte von internationalen Organisationen, die etwas in diese Richtung beobachtet haben. Und: Die militärische und humanitäre Hilfe, mit welcher der Westen die Ukraine unterstützt, erfolgt auf Kosten der involvierten Alliierten – bis jetzt.
Vereinzelte Fälle von Menschenhandel – kein Organhandel
Ein Bericht der Uno aus dem Dezember 2022 kam zum Schluss, dass es tatsächlich «vereinzelte Fälle» von Menschenhandel gegeben haben könnte. Diese stünden allerdings vor allem im Zusammenhang mit bezahlten Schlepperdiensten. «Der Ausbruch eines bewaffneten Konflikts gibt Anlass zu ernsten Besorgnis über den Menschenhandel innerhalb des betroffenen Landes sowie über den Menschenhandel und Schleuserkriminalität von Menschen, die über Grenzen.»
Diese Sorgen gelten allerdings für alle bewaffneten Konflikte, die eine Fluchtbewegung auslösen und nicht nur für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Organhandel – wie Sacharowa ihn dem Westen vorwirft – wird in dem Bericht mit keinem Wort erwähnt. (chs)