Einer der Beamten presst dem dunkelhäutigen Mann sein Knie gegen den Kopf. Mehrmals ist zu hören, wie der Festgenommene ruft: «Runter von meinem Hals!» Passanten mischen sich ein und fordern die Polizisten auf, den Mann loszulassen.
Der Vorfall soll sich bereits am Donnerstag im Londoner Stadtteil Islington ereignet haben. Scotland Yard zog am Freitag die Konsequenzen und suspendierte den verantwortlichen Beamten vom Dienst. Ein weiterer Polizist wurde in den Innendienst versetzt, wie es in einer Mitteilung von Scotland Yard heisst.
Der Fall werde nun von der unabhängigen Polizeiaufsichtsbehörde IOPC untersucht, so die Mitteilung. Scotland Yard bezeichnet das Video als «extrem verstörend». Einige der angewandten Festnahmetechniken seien besorgniserregend und gehörten nicht zur Polizeiausbildung.
Nach Rauferei festgenommen
Die Polizei sei wegen einer gewaltsamen Auseinandersetzung gerufen worden und habe den Mann festgenommen, weil er auf die Beschreibung eines der Beteiligten gepasst habe, steht in der Mitteilung weiter. Später habe sich herausgestellt, dass er auf einer Fahndungsliste gestanden habe.
Der 45-Jährige sei bereits wegen schwerer Körperverletzung verurteilt worden und müsse ins Gefängnis, weil er gegen Bewährungsauflagen verstossen habe. Er sei zudem wegen Tragens eines Messers in der Öffentlichkeit angeklagt worden. Der Anwalt des Mannes sagte dazu gemäss BBC, das Messer sei für die Reparatur eines Fahrrads bestimmt gewesen.
Bürgermeister meldet sich auf Twitter
Londons Bürgermeister Sadiq Khan (49) zeigte sich zutiefst besorgt, wie er auf Twitter mitteilte. Er behandle die Angelegenheit mit hoher Dringlichkeit und habe sich deswegen an führende Beamte der Londoner Polizei gewandt.
In sozialen Netzwerken sorgte das Video der Festnahme für Empörung. «Sieht nach einem weiteren Beispiel von unverhältnismässiger Gewalt durch Polizeibeamte gegen einen schwarzen Mann aus», twitterte etwa die Labour-Abgeordnete Diane Abbott (66), eine der prominentesten schwarzen Politikerinnen in Grossbritannien. Auch der ehemalige Labour-Chef und Abgeordnete für den Wahlbezirk Islington North, Jeremy Corbyn (71), zeigte sich erschüttert: «Ich begrüsse die Zusage von Sadiq Khan, dass der Fall gründlich und unabhängig untersucht wird», twitterte er.
Der Tod von George Floyd (†46) hatte weltweit Anti-Rassismus-Proteste ausgelöst. Auch in Grossbritannien gab es nach dem Vorfall zahlreiche Demonstrationen der «Black Lives Matter»-Bewegung. Statistiken von Scotland Yard aus dem Jahr 2018 zufolge sind Schwarze in London überproportional häufig von gewaltsamen Polizeizugriffen betroffen. (SDA)
