Die US-Luftfahrtbehörde lässt in gut 2600 Boeing-Flugzeugen die Sauerstoff-Masken überprüfen. Die Masken könnten wegen Problemen mit Klebematerial verrutschen.
Der Fehler könne die Funktionsfähigkeit der Technik beeinträchtigen, warnte die Aufsichtsbehörde FAA (Federal Aviation Administration) in einer am Montag veröffentlichten Anordnung. Es habe mehrere Berichte gegeben, wonach sich die Einheiten mit Sauerstoffmasken verschoben hätten.
Betroffen sind ältere und neue Varianten des Modells Boeing 737. Die FAA kann bisher nicht einschätzen, bei wie vielen Maschinen der Defekt auftritt und Nacharbeiten notwendig macht. Die Sauerstoff-Generatoren und Masken sind über den Sitzen angebracht.
Unglücksserie
Seit Jahresbeginn hatten mehrere technische Pannen bei Boeing-Maschinen für Verunsicherung gesorgt. Besonders grossen Wirbel verursachte ein Vorfall im Januar, bei dem einer 737 MAX 9 der Alaska Airlines während des Fluges eine Kabinentürabdeckung abgefallen war, die Maschine musste notlanden. Die FAA begrenzte daraufhin die Produktion der 737 MAX auf 38 pro Monat und damit auf das Niveau von 2023.
Neben den technischen Pannen wurde der Druck auf Boeing auch durch Berichte von Informanten über Mängel in Produktion sowie Qualitätskontrolle erhöht. Der zum Jahresende ausscheidende Boeing-Vorstandschef Dave Calhoun gelobte im Juni bei einer Anhörung im US-Senat Besserung bei den Sicherheitsstandards.
Schon vor mehr als fünf Jahren hatten die Abstürze von zwei 737-MAX-Maschinen mit insgesamt 346 Toten in Indonesien und Äthiopien den US-Flugzeugbauer in eine schwere Krise gestürzt – auch Rechtsstreitigkeiten in den USA waren die Folge. Dazu gab Boeing aber am Montag eine «Grundsatzeinigung» mit dem Justizministerium bekannt.
Ungesühnte Absturzopfer
Laut im US-Bundesstaat Texas eingereichten Gerichtsunterlagen erklärte sich das Unternehmen bereit, sich der «Verschwörung zum Betrug an den Vereinigten Staaten» bei der Zertifizierung von 737-MAX-Maschinen schuldig zu bekennen. Ferner muss Boeing demnach eine Strafe zahlen und mindestens 455 Millionen Dollar (rund 409 Millionen Euro) in «Compliance- und Sicherheitsprogramme» investieren.
Die neuen Verhandlungen hatten stattgefunden, nachdem das US-Justizministerium im Mai erklärt hatte, dass Boeing wegen der Abstürze im Oktober 2018 in Indonesien und im März 2019 in Äthiopien erneut strafrechtlich verfolgt werden könne. Eine frühere Vereinbarung von Anfang 2021 zur Einstellung der Ermittlungen sei nicht mehr gültig, da Boeing gegen darin eingegangene Verpflichtungen verstossen habe, hiess es damals.
Angehörige der damaligen Absturzopfer zeigten sich «sehr enttäuscht» über die jetzt erreichte Einigung, wie ihr Anwalt Robert Clifford am Montag mitteilte. Die vergangenen fünf Jahre hätten gezeigt, dass Boeing weiterhin «Profite über Sicherheit» stelle, kritisierte er. Die Vereinbarung trage dazu bei, dass dies so bleibe.