Seit Wochen ächzt die Provinz Alberta im Westen Kanadas unter einer Hitzewelle – bis zu 40 Grad zeigte das Thermometer an einigen Orten an. Durch die hohen Temperaturen und die anhaltende Trockenheit konnten sich rund 170 Waldbrände ausbreiten. Getroffen hat es dabei auch den beliebten Jasper-Nationalpark.
Rund 36'000 Hektar des Parks in den Rocky Mountains stehen in Flammen, wie verschiedene lokale Medien berichten. Die gut 20'000 Besuchenden mussten wegen des «Monsterfeuers» evakuiert werden. Die Regierungschefin der Provinz Alberta, Danielle Smith (53), sprach unter Tränen von einem «Albtraum». Der Nationalpark gehört dank spektakulären Berglandschaften zum Unesco-Weltkulturerbe.
«Ich fühle mich am Boden zerstört und absolut hilflos»
Am Mittwochabend (Ortszeit) breitete sich das Feuer dann auch auf die nahegelegene Kleinstadt Jasper aus. Innerhalb von nur wenigen Stunden wurden 30 bis 50 Prozent der Gebäude in Schutt und Asche gelegt. Die 5000 Einwohner flohen zusammen mit den Parkbesuchern bereits am Montagabend aus dem betroffenen Gebiet.
Viele der Betroffenen zeigten sich bestürzt und überrascht. So auch Richard Ireland, der seit über 23 Jahren Bürgermeister der Stadt ist: «Wie alle Anwohner fühle ich mich am Boden zerstört, erschüttert und absolut hilflos gegenüber der Natur, die einfach so mächtig ist», erklärte er in einem Interview mit «The National».
Alles schiefgegangen, was schiefgehen konnte
Momentan sind knapp 2000 Helfer und Helferinnen im Einsatz, um die Feuer unter Kontrolle zu bringen. Auch aus dem Ausland, unter anderem aus Mexiko, Australien, Neuseeland und Südafrika, sind bislang rund 400 Einsatzkräfte zur Unterstützung angereist. Der Nationalpark wurde mit Helikoptern ausserdem nach Zurückgebliebenen abgesucht – 245 Personen konnten bisher so gerettet werden.
Auch Premierminister Justin Trudeau äusserte sich zu der Situation. Er betonte, dass die Behörden alle notwendigen Mittel mobilisieren würden, um gegen die Brände anzukommen. Die Verwalterin des Parks, Katie Ellsworth, erklärte ausserdem, dass beim Kampf gegen das Feuer alles schiefgegangen sei, was schiefgehen könne: Wegen schlechter Bedingungen hätten Löschflugzeuge nicht fliegen können, Versuche mit Helikoptern seien gescheitert und der Brand habe sich ständig verändert. Auch kontrollierte Gegenfeuer hätten nicht geholfen.
Die Behörden hoffen nun, dass die kühleren Temperaturen und der Regen Abhilfe schaffen.