400'000 Asylanträge wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres in den 28 EU-Staaten gestellt. 400'000 Geschichten hinter Gesichtern, die auf ein besseres Leben hoffen. Ein Leben ohne Krieg, Angst und Terror – ein Leben in Europa.
Aber nicht nur Menschen aus Kriegsregionen strömen Richtung Westen. Wie «Spiegel.de» schreibt, machen sich auch aus den Balkanstaaten Zehntausende auf den Weg. Ihre Chancen, dass sie hier bleiben dürfen, sind verschwindend klein. Menschen aus Albanien, Kosovo, Mazedonien, Serbien oder Montenegro werden kaum als Flüchtlinge anerkannt. Sie werden zurückgewiesen, ausgeschafft und haben zurück in ihrem Heimatland weniger als zuvor.
«Kein Wirtschaftsasyl in Deutschland!»
Denn die Reisen nach Europa sind teuer – und ein gutes Geschäft für die Betrüger mit den grossen Versprechen. «Ruinieren Sie sich und ihre Familie nicht», warnt deshalb jetzt ein knapp vierminütiges «Rückführungsvideo» des deutschen Innenministeriums.
Der Film soll vor Ort in den jeweiligen Landessprachen gezeigt werden und potentielle Flüchtlinge davon abhalten, überhaupt nach Deutschland kommen zu wollen.
Der TV-Spot ist der Nachfolger einer Anzeigen-Aktion, welche Deutschland Ende Juni in sechs albanischen Zeitungen geschaltet hat. Die Botschaft ist unmissverständlich: «Kein Wirtschaftsasyl in Deutschland», «Suche nach Arbeit, Armut oder Krankheit werden als Gründe nicht anerkannt», «Aus wirtschaftlichen Gründen in Deutschland gestellte Anträge auf Asyl werden grundsätzlich abgelehnt».
Videos auch in der Schweiz und in Österreich
Auch die Schweiz will Migranten klar machen, dass sie kaum eine Chance haben, hier ein neues Leben aufzubauen. Das Staatssekretariat für Migration wendet sich ebenfalls in einem Video an Einwanderer aus dem Balkan und erklärt, was es bräuchte, um hier Asyl zu bekommen. Es handle sich nicht um eine Abschreckungs-Aktion, sondern um «Kampagnen zur Information».
Österreich investierte in Anti-Anzeigen in Zeitungen im Kosovo rund 7000 Euro, Dänemark hat ebenfalls eine Kampagne angekündigt und Grossbritannien spricht in den Medien in scharfem Ton über Flüchtlinge und Migranten – allerdings noch im Inland.
«Es gibt keine Ausnahmen!»
Die drastischsten Abwehr-Massnahmen werden allerdings ausserhalb von Europa ergriffen. Australien warnt in 17 Sprachen potentielle Flüchtlinge davor, zu ihnen zu kommen. «Wenn Sie mit dem Boot und ohne Visa kommen, gibt es keine Möglichkeit, dass Australien jemals ihr Zuhause werden wird», sagt darin Angus Campbell, Kommandant der Operation «Souveräne Grenzen». «Die Regeln gelten für alle – es gibt keine Ausnahmen.»
In roten Buchstaben prangt der Schriftzug «No Way» über einem Schiff auf stürmischer See, umgeben von dunkeln Wolken. «Glaubt die Lügen der Schlepper nicht. Diese Kriminellen stehlen euch euer Geld und bringen eure Leben in Gefahr. Für nichts.» (lex)