Der italienische Ministerpräsident Mario Draghi (73) will die Impfkampagne in Italien beschleunigen. Das soll notfalls auch im Alleingang ohne EU geschehen. Dazu wird in Rom bereits der russische Impfstoff Sputnik V getestet.
Am Wochenende sagte Draghi in Rom: «Hier geht es um die Gesundheit. Wenn die europäische Zusammenarbeit funktioniert, gut. Wenn nicht, dann müssen wir zum Alleingang bereit sein. Das ist Pragmatismus.»
Dabei führen die Italiener bereits erste Tests mit dem Sputnik-V-Impfstoff durch. Wie Nicola Zingaretti, Präsident der Region Latium, am Wochenende ankündigte, würden in der auf Infektionskrankheiten spezialisierten Klinik Lazzaro Spallanzani in dieser Woche erste Tests mit dem russischen Impfstoff beginnen. Das berichtet die «Frankfurter Allgemeine Zeitung».
Auch Österreich an Russen-Impfstoff interessiert
Demnach werden drei Wissenschaftler des Moskauer Gamaleja-Instituts nach Rom reisen, um mit Labortests die Wirksamkeit des russischen Impfstoffs bei den britischen, brasilianischen und südafrikanischen Virusvarianten zu erforschen.
Zudem seien klinische Tests vorgesehen. Freiwilligen sollen Dosen von Sputnik V in Kombination mit dem noch nicht zugelassenen Impfstoff des italienischen Herstellers Reithera sowie mit den Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna verabreicht werden.
Offenbar liebäugeln auch die Österreicher mit dem russischen Coronavirus-Impfstoff. Es habe bereits mehrere Kontakte mit Moskau gegeben, bei denen es um eine mögliche Lieferung und eine etwaige Produktion in Österreich ging, berichtet ORF.
Auch EU nicht länger grundsätzlich gegenüber Sputnik V abgeneigt
EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton (66) beteuerte noch am Sonntag in einem Interview mit dem Sender TF1, dass die EU «absolut keinen Bedarf» für das russische Vakzin habe. Dabei scheint sogar EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen (62) nicht länger kategorisch gegenüber dem russischen Impfmittel abgeneigt, das bereits in zahlreichen Ländern weltweit verabreicht wird und in Studien bisher sehr gute Wirksamkeit zeigt.
«Wir wollen ein strukturiertes Vorgehen zur Lösung der Kontroversen in Gang setzen», sagte von der Leyen (62) letzte Woche der italienischen Zeitung «La Repubblica». Es gebe einige offene Punkte bei den Verträgen. Das Thema Lieferungen sei auch mit Blick auf einen möglichen Vertrag für den russischen Impfstoff Sputnik V wichtig. Dessen Daten, so von der Leyen, würden derzeit bewertet, es sei aber noch keine formale Zulassung beantragt worden.
Die Kommissionspräsidentin hielt ausserdem am Ziel fest, bis zum Sommer 70 Prozent der Erwachsenen in der EU geimpft zu haben. «Wir sind äussert zuversichtlich, dass wir dieses Ziel erreichen werden», erklärte sie. (kes/SDA)