Auch wurde ein Fregattenkapitän der italienischen Marine festgenommen, weil er gegen Geld «vertrauliche Dokumente» an einen Russen übergeben haben soll, wie die italienischen Sicherheitskräfte am Mittwoch mitteilten. Aussenminister Luigi Di Maio bestellte den russischen Botschafter ein, um gegen die mutmasslichen Spionageaktivitäten zu protestieren. Er sprach von einer «sehr ernsten Angelegenheit».
Der Fregattenkapitän soll den Angaben der Sicherheitsbehörden zufolge am Dienstagabend in Rom zu einem «geheimen Treffen» mit einem russischen Offizier zusammengekommen sein, der in der Botschaft in Rom tätig ist. Bei einem gemeinsamen Einsatz der italienischen Geheimdienstbehörde Aisi und des Generalstabs der Armee wurde der Kapitän festgenommen, als er gerade dabei war, die vertraulichen Schriftstücke auszuhändigen.
Nach Informationen der Zeitung «La Repubblica» arbeitete der Kapitän im Büro des Stabschefs für die Verteidigung. Er habe Zugang zu zahlreichen vertraulichen Dokumenten zur italienischen Verteidigungspolitik und Aktivitäten der Nato gehabt. Laut dem Blatt «Corriere della Sera» soll der Kapitän von dem russischen Offizier 5000 Euro in bar bekommen haben.
Dem italienischen Kapitän und dem russischen Offizier würden «gravierende Delikte» im Bereich der Spionage und hinsichtlich der staatlichen Sicherheit angelastet, erklärten die Sicherheitsbehörden. Während der Kapitän festgenommen wurde, blieb der Russe aufgrund seiner diplomatischen Immunität auf freiem Fuss. Ob es sich bei ihm um einen der beiden ausgewiesenen Russen handelt, blieb zunächst unklar.
Die russische Regierung erklärte, sie verfüge über keine Informationen über die Umstände der Festnahme des Fregattenkapitäns. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow äusserte die Hoffnung, dass durch den Vorfall die «sehr positiven und konstruktiven» Beziehungen zu Italien nicht beeinträchtigt würden.
Das Verhältnis zwischen Russland und der EU ist derzeit stark angespannt. Italien ist aber eines der Länder innerhalb der EU, das noch relativ gute Beziehungen zu Russland unterhält.
Belastet werden die Beziehungen zwischen Russland und der EU unter anderem durch den Giftgasanschlag auf den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny und seine spätere Verurteilung zu zweieinhalbjähriger Haft in einem Straflager sowie durch eine Reihe von Spionageaffären. So hatte Bulgarien nach Angaben der dortigen Staatsanwaltschaft kürzlich einen für Russland tätigen Spionagering ausgehoben. Sechs Verdächtige wurden festgenommen und zwei russische Diplomaten aus Bulgarien ausgewiesen.
dja/ju
(AFP)